Jackson Pollock wurde 1912 als fünfter
Sohn einer eher ärmlichen Familie in Wyoming geboren, die schon bald nach
Kalifornien zog. Seine Jugend ist bestimmt vom ständigen Ortswechsel und
stark geprägt von seinen Brüdern, Charles und Sanford. Beide betätigten
sich schon bald als Künstler. Nach oftmaligen Schulwechseln arbeitet er
ein Jahr lang mit seinem Vater als Vermesser, bis er sich 1930 in die
Klasse von Thomas Hard Benton an der New Yorker "Art Students League"
einschrieb.
Puristen und Wandmaler
Damit folgte er seinem Bruder Charles, der bereits seit 1926 bei Benton
studierte. Benton war ein realistischer Maler, der stark vom Landleben und
der Pionierzeit seiner Landsleute geprägt war und dies in naturalistischen
Bildern einfing. Bentons strenger Stil, seine Kenntnisse der Farbgebung
und sein Wissen um die Renaissancekunst beeinflussten Pollock stark. Er
blieb ihm auch lebenslang in Freundschaft verbunden.
Pollock kritisierte zwar später Bentons regionalistische Malerei,
konnte sich aber erst 1938 von seinem malerischen Einfluss befreien. Über
ihn lernte er die Arbeiten der mexikanischen Wandmaler kennen.
1936 nahm er an experimentellen Workshops des mexikanischen Wandmalers
David Alfaro Siqueros in New York teil. Er war fasziniert von den
rotierenden Bewegungsabläufen und den dunklen Farbtönen in den
Wandbildern. Auch begann er die Kunst der Navajo zu studieren und mischte
Sand, Federn und Erdtöne zu einem krustig-pastosen Farbauftrag. Somit
verließ er die Ebene des naturalistischen, gegenständlichen Raumes und
wendet sich einer organisch-expressiven Ausdrucksweise im Bild zu.
Das WPA-Programm
Als Pollock die Art Students League im März 1933 verließ, war die
Wirtschaftkrise in den USA gerade auf ihrem Höhepunkt. Jackson und seine
Brüder schlugen sich mit Gelegenheitsjobs durch. So wie ihm erging es
Tausenden von Künstlern in den Vereinigten Staaten. Im Zuge des New Deals
von Franklin Roosevelt wurde eine Work Progress Administration (WPA) für
Federal Arts Projects verabschiedete, das als ein Hilfsprogramm für Not
leidende Künstler gedacht war.
1935 fand Polleck dort eine Beschäftigung. Er musste alle vier bis fünf
Wochen ein Bild an die WPA abliefern, das für die Wände öffentlicher
Gebäude und Behörden gedacht war. Die Wahl der Thematik war ihm
freigestellt, und nebenbei konnte er genügend Bilder für den privaten
Verkauf malen. Das WPA gewährte ihm trotz ihrer konservativen Ausrichtung
und wegen einer gewissen ökonomischen Sicherheit, die Freiheit zu malen
und sich weiterzuentwickeln.
McMillen Gallery
Im Jänner 1942 nahm Jackson Pollock an der von John Graham
organisierten Ausstellung "American and French Art" in der McMillen
Gallery teil. Ausgestellt hatten neben Lokalmatadoren wie Stuart Davis und
Willem de Kooning die bis dato unbekannte Lee Krasner und der Außenseiter
Pollock. Lee Krasner, eine Malerin, die bei Hans Hofmann in New York
studierte hatte, wurde die Weggefährtin Pollocks. Es entstand eine
Künstlerehe, die alle "ups and downs" beinhaltete. Sie war von Befruchtung
und Konkurrenz geprägt, letzten Endes aber doch harmonisch und
richtungsweisend für Pollocks Kunstentwicklung.
Peggy Guggenheim
1943 fand er mit dem Bildern "Stenographic Figure" und dem Wandbild
"Mural" seinen gestischen Malstil. Im selben Jahr erfolgte auch der
Durchbruch in der amerikanischen Kunstszene. 1942 hatte Peggy Guggenheim
ihre New Yorker Galerie "Art of this Century" eröffnet, wo er durch
Vermittlung der Künstlerfreunde Matta und Motherwell an der
Frühjahrsausstellung teilnehmen konnte. "Stenographic Figure" wurde
hymnisch von der Kritik gefeiert, sodass ihm Guggenheim einen
Galerievertrag anbot. Im Laufe des Jahres hatte er seine erste
Einzelausstellung in ihrer Galerie und malte sein großformatiges Bild
"Mural" für Guggenheims Apartment. Mit diesem Bild sprengte er das
Staffeleibild endgütig und schuf aus der Kenntnis der Wandmalerei eine
rhythmisch perpetuierende Bewegung in den Farben Blau, Weiß und Gelb.
Action-Painting
![Pollock, 1950 / ©Bild: H. Namuth, Stuttgart, Staatsgalerie](00060257-Dateien/2-pollock.jpe) |
Pollock, 1950 / ©Bild: H. Namuth, Stuttgart,
Staatsgalerie |
1946 zog er mit Lee Krasner nach The Springs auf Long Island, wo er
endgültig seinen unverwechselbaren Stil fand. Mittels löchrigen Blechdosen
träufelt er die Farbe auf die am Boden liegende Leinwand, wobei das Oben
und Unten nebensächlich wurde. Pollock hatte damit die Technik des so
genannten "All Over" entwickelt, die seine Bilder zukünftig prägen sollte.
1950 entstand sein bekanntestes Bild: Number 32, das heute in der
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hängt: Es ist dort schwarze Lackfarbe
auf braunem Untergrund verspritzt. Ab 1951 entstanden nur mehr
Schwarz-weiß-Bilder.
1950 hatte er seine erste Einzelausstellung in Europa. Am Höhepunkt
seines Ruhms, von Alkoholproblemen gezeichnet, verstarb er am 11. August
1956 bei einem selbstverschuldeten Autounfall.