Viel Ketchup ist seit den Siebzigerjahren schon die nackten Körper der
Performance-"Opfer" herunter geronnen. Sex, Gewalt, Unterdrückung,
Rassismus waren damals die Themen einer Generation junger Künstler in
Kalifornien: Schock und Tabubruch in der Stadt der Lost Angels. Die
bekanntesten Namen: Paul McCarthy, Mike Kelley, Tony Oursler. Sie gelten
heute sozusagen als Väter der jungen Kunstszene in L. A.,
unterrichten wie Paul Mc Carthy auch an der University of Los Angeles.
Provokation scheint hier heute jedoch weniger angesagt
als Witz und eine gewisse Leichtigkeit. Eine Auswahl von elf "Young stars"
aus Kalifornien und New York stellt der private Sammler Horst Köhn zur
Zeit in Wien vor, im Obergeschoß der "Krinzinger Projekte". Seit seiner
Studentenzeit in den 60er Jahren sammelt der Wiener Nuklearmediziner
Kunst. Seit der Ausstellung "Helter Skelter" 1992 in L. A. verfolgt er die
Entwicklungen der Kunst an der US-Westküste.
Neben Zeichnungen der Meister wurde im schlauchartigen
Raum ein Parcours aus Malerei, Fotografie und als Schwerpunkt Skulptur von
elf Jungen, alle um die 30 Jahre alt, aufgebaut. Und über all die Arbeiten
schallt das Video von Luis Gispert, der eine brave Cheerleaderin einen
harten Rap schreien lässt. Zwei Maler sind vertreten: Ein in Wien schon
durch die Kunsthallen-Ausstellung "Lieber Maler, male mir" bekannter Name
ist Brian Calvin mit seinen ziemlich verruchten Porträts von schicken,
kettenrauchenden Bohemiens. Andy Collins bleibt mit seinen pastelligen,
halb-abstrakten Acryl-Bildern etwas zu verliebt an der Oberfläche. Neben
einem Fotokünstler - dem ehemaligen Porno-Fotografen Jeff Burton -
dominieren die Objekt-Künstler.
Auffällig ist hier ein augenscheinlicher Spaß am
Handwerklichen, am Basteln. Mit "Poltergeist" zitiert Paul Pfeiffer zwar
eine Hitchcock-Szene, verkleinert das Motiv der aufgetürmten Sessel aber
zur niedlich-kostbaren Miniatur. Modern scheint hier nur die Technik: Der
fragile Stapel ist aus Laser-gebundenem Polyamid-Pulver.
Knalliger werkt der 26jährige Matthew Ronay mit ebenfalls
kleinen Pop-Art-Plastiken. Komisch lässt Evan Holloway eine der so
beliebten abstrakten Deko-Skulpturen vor Bankgebäuden ausufern: Neben dem
Mini-Modell seiner Bankfiliale wächst aus einem Mini-Sockel ein wild
gewordenes Eisendrahtgewächs. Eine sehr persönliche, sehr humorvolle
Auswahl an aufstrebender amerikanischer Kunst, die international gerade
ihre ersten Sprünge macht. Ein interessanter Besuch in Wien, den man
schnell noch geniessen sollte. sp
Finissage: Freitag, 16. Mai, 19 Uhr, Schottenfeldgasse
45, Wien 7.
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