Skurrile Kunst aus Marzipan
Das Musenross. Im Heimathaus Saalbach-Hinterglemm wird skurrile Kunst aus Marzipan gezeigt. Thema: „Ästhetik der Hässlichkeit“.
saalbach-Hinterglemm (SN-w.s.). „Ich glaube, dass moderne Kunst in dieser Thematik und die thematische Ausrichtung eines Heimatmuseums gut zusammenpassen.“
Einen ungewöhnlichen Weg geht Maria Mitterer, die Kustodin des Saalbacher Heimat- und Skimuseums mit der Sonderschau „Musenrossgewieher“. Die Wiener Künstlerin Helga Petrau-Heinzel, die drei Jahre für die Gestaltung der Vitrinen der Wiener Zuckerbäckerei Demel zuständig war, präsentiert Essbares aus Marzipan – aber nicht in einer Weise, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließe. So zeigt die „Dekadente Tafel“ die Büste einer Frau – „Fresslust“ verkörpernd, dazu kunstvoll arrangierte Stillleben mit Innereien sowie diversen Knochen. Ein lukullisches Fest für die Augen, garniert mit Perlenketten, Zierfischen, Rosenblättern und Schmetterlingen.
„Ein entsetzlich schönes Arrangement“, sagt Helga Petrau-Heinzel und meint weiter: „Bei der Arbeit zu der Tafel ,Decadence‘ habe ich mich streng an die Realität gehalten, denn es erschien mir wichtig, dass sich durch das Material Marzipan keine Verniedlichung des dargestellten Fleisches ergibt. Es mag als Persiflage an den Überkonsum, als auch an die oftmals totale Überbewertung der Schmankerlküche gelten.“
Ebenfalls aus Marzipan realistisch nachgestellt „ist unsere Esskultur anhand von Essensresten, daneben steht ein überquellender Aschenbecher“.
Skurril und sensibel dargestellt (aus Zeitungspapier) und mit schwarzem Humor gewürzt sind die „Drei alten Herren“, die in der Mitte einer Stube um einen Tisch sitzend in ihrer stillen Art ihre Hommage an den verstorbenen vierten Bruder Erwin feiern – mit schwarzer Torte und Erwin als kleine Figur darauf sitzend.
Über allem – sprich der Ausstellung – wacht mit aufgeweckten Augen die alte „Agathe“.
Der Titel „Musenrossgewieher“ ist übrigens von Pegasus (dem Musenross) abgeleitet. Pegasus, stets als geflügeltes Pferd dargestellt, ist bekanntlich ein Symbol der Kunst. Öffnungszeiten ab 22. Dezember 2009 (bis Ende März 2010): Dienstag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr oder auf telefonische Anfrage schon ab jetzt bei Museumsleiterin Maria Mitterer unter der Telefonnummer 0664/476 78 07.