Salzburger Nachrichten am 18. Juli 2005 - Bereich: kultur
Gefinkelt montiertes Aha-Erlebnis Salzburg: Das
Künstlerkollektiv "Superamas" bescherte der Szene-"republic" Show/business
KARL HARBSALZBURG (SN). Das österreichisch-französische
Künstlerkollektiv "Superamas" ist Stammgast der Salzburger Sommerszene. Am
Schlusswochenende des diesjährigen Festivals zeigten die frech-fröhlichen
Performer Freitag und Samstag im republic "big 2nd episode", worin es um
"show/business" geht. So, wie es da steht, durch einen schrägen Strich
getrennt, trennt sich auch die Bühne. Links ein Dessous- und Beautyladen,
ziemlich lebensecht, rechts eine Wohnzimmerbar, in der der Boss von
Rolls-Royce mit "Superamas" über Superamas-Kunst (oder was auch immer)
verhandelt: Show in Form eines Werbeclips auf der einen, business als
Kunst-Selbstzweck auf der anderen Seite. Der Clou der Superamas-Performances besteht darin, dass ein und
dieselbe Szene mehrere Male wiederholt wird. Loop oder Endlosschleife
nennt man das. Die Kunst besteht in den mehr oder minder minimalen
Abweichungen, die von Mal zu Mal das Grundgerüst unterminieren. Je
subversiver das geschieht - und das war im Vorjahr brillanter und witziger
-, desto pointierter wird hinter dem Witz der Ernst der Lage sichtbar.
Superamas mischen Schauspiel, Text, Tanz, Performance, Film und
bildkünstlerische Installation und artikulieren ihren Begriff von
Popartistik: Bilder und Töne des Alltags werden so gegeneinander
verschoben, dass sie sich in ihrer grundsätzlichen Leere und
Hüllenlosigkeit entlarven. Wo alles alles bedeuten kann, bedeutet alles
nichts (mehr). Das Problem ist nur: Man durchschaut den Trick sehr schnell, und dann
kommt es allenfalls noch auf die Virtuosität der Verschiebungen an, die
die Entlarvung zur witzigen (also auch: gewitzten) Kunst machen. Davon ist
die "2nd episode" leider um einiges entfernt. Die Chiffren der Waren- und
Konsumwelt und des sinnentleerten Geschäftemachens springen nicht um. Der
Versuch einer ironisch unterlaufenen Soap Opera endet auf einem Bildschirm
im Nichts (nicht ganz: Denn zwei oder drei Mal kommt Jean-Luc Godard
original ins Bild, und das sind dann auch prompt die Spitzenminuten des
ohnehin nur eine Stunde kurzen Abends). Am Ende zählt man zusammen: Die Spieler/Tänzer können täuschend echt,
also makellos synchron zum - aufgenommenen - Text den Mund bewegen; es
gibt eine echte Stewardess (Elisa Benureau), die sich makellos echt
spielt. Es gibt Godard-Momente und ein nur durch Licht und Geräusch
suggeriertes Attentat (da zerspringen in der Bar von unsichtbarer Hand die
Flaschen: ein verblüffender Effekt). Unterm Strich bliebt eine gefinkelt
montierte, aber relativ oberflächliche Etüde als Aha-Erlebnis. Ob es
"Superamas" damit dennoch zu den dritten Präsidenten der/des "republic"
und somit zu den Szene-Hauptkünstlern des nächsten Sommers schaffen? |