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50. Biennale Venedig: Sonderschau huldigt den Maler-Meistern

"Pittura / Painting" im Museo Correr zeigt Höhepunkte der Malerei aus 40 Jahren - Mit dabei: Maria Lassnig.

Venedig (APA) - Dass die Malerei heutzutage keineswegs tot ist, zeigen viele Beispiele in den Ausstellungen der 50. Kunstbiennale Venedig, die morgen, Samstag, feierlich eröffnet wird. Dass die Malerei auch in den vergangenen Jahren des Hypes von Installations-, Foto- und Videokunst nie tot war, möchte Biennale-Direktor Francesco Bonami in einer retrospektiven Schau beweisen, die nicht an den traditionellen Biennale-Schauplätzen Giardini und Arsenale, sondern im Museo Correr am Markusplatz gezeigt wird.

"Pittura / Painting: Von Rauschenberg bis Murakami, 1964 - 2003" zeigt an die 50 Positionen aus den vergangenen 39 Jahren und hebt sich vor allem durch einen Umstand aus den vielen nichts sagenden Präsentationen dieser Biennale heraus: So viel Qualität auf engstem Raum gibt es heuer nirgends. Lucio Fontana und Daniel Buren, Roy Lichtenstein und Gerhard Richter, Francis Bacon und Damien Hirst - die Kunstprominenz der Biennalen von früher ist geballt vertreten. Dafür muss ein Werk pro Künstler reichen.

Bonami setzt mit einem Bild von Robert Rauschenberg ein. 1964 gewann er als erster US-Künstler den Goldenen Löwen und machte die Pop Art mit einem Schlag in Europa bekannt. So schlüssig der Beginn, so gelungen auch das Ende: Takashi Murakami bringt mit seinen großformatigen, grellbunten Bildern "Onperflat Jellyfish Eyes" vitalen Witz und grelle Comic-Anklänge in die Ausstellung. Dazwischen gibt es freilich auch viel Diskussionswürdiges. Warum etwa einige zweitklassige Italiener den Kampf mit den internationalen Kapazundern aufnehmen müssen, ist ebenso wenig klar wie das Fehlen mancher wichtiger Namen. Lucien Freud sucht man vergeblich.

Die ungebrochene Lebendigkeit der Malerei haben gerade in Wien in letzter Zeit einige Ausstellungen gezeigt. Einen schlüssigen Beweis dafür bleibt Bonami schuldig - zu vergangenheitsbezogen ist sein Konzept. Ein Match Altmeister gegen Jungspatzen wäre möglicherweise spannender gewesen, oder die Konfrontation von jenen Künstlern, an deren Karriere Biennale-Auftritte beteiligt waren, mit jenen, die ohne Biennale ihren Weg gemacht haben. Dazu hätte man jedoch mehr Mut gebraucht - und möglicherweise die Unterstützung von BrasilConnects verloren, die Bonamis Leistungsschau im kommenden Jahr zum 450. Geburtstag der Stadt Sao Paolo zeigen wird.

Österreich ist in dieser internationalen Meisterklasse durch Maria Lassnig vertreten. Eine richtige Entscheidung. Beinahe geschafft hat es Arnulf Rainer: Einen Stock tiefer ist im Museo Correr seine derzeit laufende Ausstellung "Canova / Rainer" noch bis 6. Juli zu besichtigen.
2003-06-13 10:30:23