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22.11.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung | ![]() |
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Sie warf Schatten auf Österreich | ![]() |
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VON DANIELA TOMASOVSKY | ![]() |
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Wien Museum. Man kennt ihre Bilder, ihren Namen kaum noch: Barbara Pflaum galt in der Zweiten Republik als die "First Lady der Pressefotografie". Eine Retrospektive. | ![]() |
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Das Wien Museum zeigt derzeit die erste
Pflaum-Retrospektive. Aus 15.000 Prints und 150.000 Negativen haben die
Kuratoren Gerald Piffl und Susanne Wieser 300 Fotos ausgesucht und
geschickt zusammengestellt. Die Bilder sind einerseits nach
Motiv-Kategorien (Politiker, Künstler, Straßenszenen) geordnet,
andererseits erzählt die Schau Pflaums Leben - und die Geschichte des
Bildjournalismus der Zweiten Republik.
Der erste Raum der Ausstellung schildert die
Gründung der "Wochenpresse" - das Magazin sollte zu Pflaums beruflicher
Heimat werden, sie prägte mit ihren Arbeiten die Identität der
Zeitschrift entscheidend.
Die Idee für ein österreichisches Nachrichtenmagazin
kam von Fritz Molden: Am 2. April 1955 ließ er die
"Presse"-Wochenendausgabe unter neuer Aufmachung, mit neuem Titel als
eigenständige Zeitung erscheinen - inspiriert durch internationale
Vorbilder wie "Newsweek", "Time", "Life" und den "Spiegel". Dass die
neue Zeitungsform nicht nur positiv aufgenommen wurde, bezeugen
zahlreiche Leserbriefe erboster "Presse"-Leser, vor allem das große
Coverfoto stieß auf Ablehnung: "Mit diesen größenwahnsinnigen
Passbildern machen Sie Ihr Blatt zum Steckbriefplakat", liest man da.
Barbara Pflaum war zu dieser Zeit knapp über 40, frisch geschieden und hatte sich autodidaktisch das Fotografieren beigebracht. Nach einem Jahr als freie Bild-Journalistin konnte sie Molden davon überzeugen, sie für die "Wochenpresse" anzustellen. Dabei half sicher ihre revolutionäre Arbeitsweise: Sie bevorzugte ungewöhnliche Kamerapositionen, setzte geschickt vorhandene Licht- und Schattenpositionen ein, um Physiognomie und Körper zum Sprechen zu bringen. Mit ihrer "Rolleiflex" - die den Sucher oben, nicht seitlich hatte - fotografierte sie außerdem oft mit Untersicht, was leicht zu einem Doppelkinn oder einer vergrößerten Nase führte. Als "Meuchelfotos" wurden die Arbeiten immer wieder gescholten, und das in einer Zeit, da es noch eherne Regeln im politischen Fotojournalismus gab: einen gewissen Abstand zum Porträtierten zu halten; brave, schmeichelhafte Brustbilder anzufertigen. Doch Pflaum wollte erzählen, nicht nur abbilden. Eindrucksvoll zeigt das ihr wohl berühmtestes Bild: Franz Olahs Schatten-Porträt am Cover der "Wochenpresse", dazu der Titel: "Schatten über Österreich". Entstanden ist das bei einer harmlosen Szene, bereits ein Jahr vor dem Skandal: Olah stand durch Scheinwerferlicht im Schatten seiner Ehefrau. Für das Cover ein Jahr später wählte Pflaum einen Bildausschnitt, der völlig auf Olahs Gesicht fokussierte, auf die Physiognomie eines unnahbaren Funktionärs der Macht. Ein diabolisches Bild war geboren. Legendär wurde auch das Lümmel-Bild von Erhard Busek
und Josef Taus. "Aus erzieherischen Gründen" habe sie es geschossen,
bekannte Pflaum. Ja, sie hatte auch ein Ansinnen zur ästhetischen
Erziehung ihrer Mitbürger. Die Fotografin Valerie Loudon über die
Freundin: "Pflaum hat viel Wert auf Äußerliches gelegt. Wir wurden
immer gekämmt bei ihr. Dicke Leute waren für sie das Letzte. Sie war
richtig streng und wahnsinnig diszipliniert. Manchmal war sie da
richtig ungut, heute würde man sagen: politisch unkorrekt."
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