"Die schönste Frau der Welt"
Zum Film kam die Lollobrigida dabei eher zufällig: 1946 wurde sie auf der Straße entdeckt, 1947 vom Produzenten Mario Costa für seinen Film "Opernrausch" engagiert. Lange galt "Lollo" in Anlehnung an einen ihrer Filmtitel als "die schönste Frau der Welt". In den 50er und 60er Jahren machte sie als Männerschwarm Furore. Doch hatte Gina - eine Koseform des Namens Luigina - stets mehr zu bieten als nur Busen und Beine: In über 60 Filmen hat die im malerischen Örtchen Subiaco bei Rom geborene Schauspielerin mitgewirkt und sich dann ganz nebenbei noch eine Karriere als Fotografin und Bildhauerin aufgebaut.
Anfang der 70er Jahre entschied sich die Lollobrigida zu dem Rollenwechsel vom Film zur Fotografie - mit gutem Grund: "Ich habe es abgelehnt, mich auszuziehen", erklärte sie später. Daraufhin hätten die Filmproduzenten sie links liegen lassen.
Ende einer Filmkarriere
Kein Problem für die selbstbewusste Italienerin, die sich kuzerhand auf ihre andere Passion konzentrierte. Sie fotografierte Prominente wie Fidel Castro, das brasilianische Fußballidol Pelé, Ronald Reagan, Paul Newman und Salvador Dalí. Selbst die deutsche Fußballnationalmannschaft ließ sich von ihr ablichten. Ärger hatte "Lollo" hingegen mit dem Ehepaar Marcos, das bestellte Bildbände über die Philippinen angeblich nicht bezahlt haben soll. "Ich begrüße es, dass die Diktatur zu Ende gegangen ist", sagte sie später.
Zu Gina Lollobrigidas Welterfolgen zählen Filme wie "Fanfan, der Husar", "Die Schönen der Nacht" und "Der Glöckner von Notre Dame". Sie drehte Filme an der Seite von Stars wie Humphrey Bogart, Marcello Mastroianni, Sean Connery und Alec Guinness und arbeitete mit Regisseuren wie Howard Hughes und René Clair. Für den Evergreen "Pane, amore e fantasia", mit dem die Lollobrigida 1953 den internationalen Durchbruch schaffte, erhielt sie in Berlin den "Goldenen Bären".
Einen Oscar, den ihre "Busenfeindin" Sophia Loren und Charakterdarstellerin Anna Magnani errangen, hat die Lollobrigida nie eingeheimst. Dafür wurde sie aber in Washington persönlich von Präsident Eisenhower empfangen und erhielt 1985 aus der Hand des französischen Kulturministers das "Offizierskreuz für Kunst und Wissenschaft". (APA)