Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte

Das Arbeiten gegen die Zeit

Illustration
- Menschlicher Balanceakt auf dem Rad der Zeit.  Foto: decost.

Menschlicher Balanceakt auf dem Rad der Zeit. Foto: decost.

Von Alexander U. Mathé

Aufzählung Bildhauerin Nathalie Decoster in Wien.
in Wien.

Wien. Nathalie Decoster arbeitet bis zum Umfallen – und das ist wörtlich zu verstehen. Zwei Mal schon musste die temperamentvolle Bildhauerin ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie über einer ihrer Skulpturen zu nächtlicher Stunde zusammengebrochen war. Das passt zu ihr: energiegeladen und kräftig auf der einen Seite, zerbrechlich und sensibel auf der anderen.

Ihre Bronzefiguren sind ein Abbild der Seele der französischen Künstlerin: Auf großem Fuß und mit langem Bein durchschreiten die kleinen zarten Körper die Zeit, die sie umgibt, versuchen ihrer Herr zu werden oder sich vergeblich gegen sie zu schützen. So wie Decoster.

Die Französin hat schon einige Therapiesitzungen hinter sich, weil sie andauernd Probleme mit der Zeit hatte. "Ich kam ständig zu spät und auch mit dem Älterwerden kam ich nicht zurecht", sagte Decoster vor kurzem bei der Eröffnung ihrer Ausstellung in Wien. "L’homme et le temps – fragilités / Mensch und Zeit – Zerbrechlichkeiten" ist noch bis morgen, Donnerstag, im Park des Institut Français zu sehen. Seit 1985 lebt und arbeitet Nathalie Decoster in Paris. Ihre Skulpturen machten Furore rund um den Globus. Von Cosmopolitan bis Vogue sangen die Hochglanzmagazine Lobeshymnen auf sie, Newsweek widmete ihr sogar einmal die Titelstory. Derzeit steht Decoster wieder einmal unter Zeitdruck. Nach ihrem Aufenthalt in Wien geht es gleich weiter zu Ausstellungen in Sao Paolo und auf der Insel Mauritius.

Ausstellung von Nathalie Decoster in Wien: "L’homme et le temps – fragilités / Mensch und Zeit – Zerbrechlichkeiten". Bis 20. Juli im Park des Institut Français. Währingerstraße 30, 1090 Wien .

http://www.nathaliedecoster.com/

Mittwoch, 19. Juli 2006


Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at