Wien. Nathalie Decoster arbeitet bis zum Umfallen – und das ist
wörtlich zu verstehen. Zwei Mal schon musste die temperamentvolle
Bildhauerin ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie über einer ihrer
Skulpturen zu nächtlicher Stunde zusammengebrochen war. Das passt zu ihr:
energiegeladen und kräftig auf der einen Seite, zerbrechlich und sensibel
auf der anderen.
Ihre Bronzefiguren sind ein Abbild der Seele der französischen
Künstlerin: Auf großem Fuß und mit langem Bein durchschreiten die kleinen
zarten Körper die Zeit, die sie umgibt, versuchen ihrer Herr zu werden
oder sich vergeblich gegen sie zu schützen. So wie Decoster.
Die Französin hat schon einige Therapiesitzungen hinter sich, weil sie
andauernd Probleme mit der Zeit hatte. "Ich kam ständig zu spät und auch
mit dem Älterwerden kam ich nicht zurecht", sagte Decoster vor kurzem bei
der Eröffnung ihrer Ausstellung in Wien. "L’homme et le temps – fragilités
/ Mensch und Zeit – Zerbrechlichkeiten" ist noch bis morgen, Donnerstag,
im Park des Institut Français zu sehen. Seit 1985 lebt und arbeitet
Nathalie Decoster in Paris. Ihre Skulpturen machten Furore rund um den
Globus. Von Cosmopolitan bis Vogue sangen die Hochglanzmagazine
Lobeshymnen auf sie, Newsweek widmete ihr sogar einmal die Titelstory.
Derzeit steht Decoster wieder einmal unter Zeitdruck. Nach ihrem
Aufenthalt in Wien geht es gleich weiter zu Ausstellungen in Sao Paolo und
auf der Insel Mauritius.
Ausstellung von Nathalie Decoster in Wien: "L’homme et le temps –
fragilités / Mensch und Zeit – Zerbrechlichkeiten". Bis 20. Juli im Park
des Institut Français. Währingerstraße 30, 1090 Wien .
http://www.nathaliedecoster.com/
Mittwoch, 19. Juli
2006