Die drei Museen

3er-Allianz jetzt auch im Museumsbereich.
Von Dorothee Frank.


Bei dem Kooperationsvertrag zwischen der Guggenheim Foundation, dem Kunsthistorischen Museum Wien und der Eremitage geht es bei weitem nicht nur um Zusammenarbeit bei einzelnen Ausstellungsprojekten. Der Ausdruck "Konzentration in der internationalen Museumslandschaft" ist nicht übertrieben.

Die drei Museen wollen in Zukunft ihr Ausstellungsprogramm im Wesentlichen gemeinsam entwickeln und die Sonderschauen zwischen den einzelnen Häusern wandern lassen, was auch enorme wirtschaftliche Synergien schafft: eine Ausstellung hat dann um ein Vielfaches mehr Besucher. Also größere Effizienz durch Zusammenarbeit, so ähnlich wie bei der EU, meint Thomas Krens, Leiter der Guggenheim Foundation.

Kulturerbe verwalten

Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums, meint dem gegenüber, es sollte bei der Kooperation nicht in erster Linie ums Geld gehen. Für ihn ist der Ansatz ein Fundament zu legen, in dem das Kulturerbe, das die Museen verwalten, einer möglichst großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Das Kunsthistorische Museum ist zuletzt zu der Runde gestoßen, eine Zusammenarbeit zwischen der Guggenheim Foundation und der Eremitage wurde schon vor Monaten fixiert. Guggenheim ko-finanziert beispielsweise den Umbau des so genannten Generalstabsgebäudes als zusätzliches Haus für die Eremitage. Ziemlich sicher werden der Quasi-Hausarchitekt des Guggenheim, Frank Gehry, und Rem Koolhaas die Adaption des Gebäudes planen. Koolhaas wiederum hat eine Guggenheim Eremitage für Las Vegas konzipiert: zwei Ausstellungshallen im Casino-Hotel Venetian, dem Fake-Venedig in der Spiel- und Entertainment-Metropole.

Thomas Krens, Wilfried Seipel, Mikhail Piotrovski  bei der Vertragsunterzeichnung / ©Bild: APA
Thomas Krens, Wilfried Seipel, Mikhail Piotrovski bei der Vertragsunterzeichnung / ©Bild: APA

Mit Hilfe von Guggenheim hat die Eremitage schon in London eine Dependance eröffnet, eine weitere in Amsterdam soll bald folgen. Alle diese Raumangebote werden durch die Kooperation auch dem Kunsthistorischen Museum zur Verfügung stehen. Das bestätigt auch Thomas Krens, er spricht von gemeinsamer Expansion.

Weltumspannendes Netz

Und Wilfried Seipel sieht in dieser gemeinsamen Plattform ein riesiges Potenzial. Durch die Vielzahl von Außenstellen - Guggenheim in Venedig, Bilbao, New York - die Eremitage in St. Petersburg, London und Amsterdam, das KHM in Wien und Innsbruck - entstünde eine Dreiheit in der Museumslandschaft, deren Außenwirkung unschlagbar sei.

Der Zusammenschluss der drei Museen könnte international Schule machen und ähnliche Allianzen zwischen anderen Häusern nach sich ziehen. Was den Nachteil hätte, dass die allianzfrei bleibenden, kleineren Museen konkurrenzmäßig zwischen den großen Museums-Trusts der Zukunft untergehen und auch nur mehr schwer an Leihgaben kommen, wie Experten befürchten.

Salzburg?

Thomas Krens nahm bei der Präsentation in Wien auch Stellung dazu, ob das Hollein-Projekt eines Guggenheim Museums in Salzburg nun doch noch verwirklicht werden könnte. Nicht als allein von Guggenheim finanziertes Projekt, meint Thomas Krens, sondern nur wenn es sich um ein österreichische Projekt handelt, bei dem sich Krens aber durchaus eine Partnerschaft von Guggenheim, Eremitage und Kunsthistorischem Museum vorstellen kann.

Tipp:
In seiner Dependence im Wiener Palais Harrach zeigt das Kunsthistorische Museum eine umfassende Retrospektive des 1996 verstorbenen Zeichners Othmar Zechyr.

Radio …sterreich 1