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Montag 11.06.2001, 15:34
Das Presse-Online Archiv
Erscheinungsdatum: 07.06.2001 Ressort: Kultur/Medien
 
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AUSGESTELLT IN WIEN

von JOHANNA HOFLEITNER

Galerie Senn. Eigentlich ist Marco Lulic Maler. Derlei Vorgaben hatte er sich jedoch schon während des Studiums bei Adolf Frohner nicht gerne unterworfen. Mit der Schau "Organisiertes Dekor (Verbesserte Partisanendenkmäler)" stellt er nun ein unbequemes Thema und - mit der Skulptur - auch ein anderes Medium in den Vordergrund. Bemalte Miniaturen von Denkmälern auf Podesten und einem furnierten Side-Board nebst einem bunten Bild im Siebzigerjahre-Design stehen da vor einem riesigen, den Durchgang zu Raum II barrikierenden "V". In einem Rekurs auf die eigene Geschichte zitiert Lulic, selbst "Kind der sogenannten zweiten Generation", die Ästhetik der Tito-Zeit. Was zuerst aussieht wie ein hübsches Zitat des minimalistischen Geistes, erweist sich bei aller Ironie als ernsthafter, überzeugender Beitrag zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Moderne und ihren Folgen (IV., Schleifmühlgasse 1a; bis 23. Juli).

Galerie König. Ironie total herrscht in unmittelbarer Nachbarschaft. Da nämlich nimmt Werner Büttner, einst mit Albert Öhlen Begründer "der Liga zur Bekämpfung des widersprüchlichen Verhaltens", alles aufs Korn, was ihm der Kunstmarkt in den letzten 25 Jahren vors kritische Auge geführt hatte. Die Malerei, die Photographie, die Collage, das Zitat, die Duchamp-Euphorie und die Suche nach der verlorenen Bedeutung. Egal, ob Farbphoto oder Gemälde: da wird zerschnitten und zusammengefügt, was das Tixo und Eisenlineal nur hergeben, und an Inhalt weit mehr recyclt, als die Kunstwelt erlaubt, auf daß daraus am Ende doch ganz wunderbare Malerei und riesige C-Prints resultieren. Auf all das schielt aus einer Schatulle heraus eine kleine Holzfigur mit einem einzigen Perlenauge und fragt: "In welchem Spiel bin ICH der Bauer?" Ironie, die nicht weiß, wohin sie fliehen soll, und sich zu Höchstleistungen aufschwingt (IV., Schleifmühlgasse 1a; bis 23. Juni).

Kerstin Engholm Galerie. Zum monumentalen Gegenschlag hebt Dirk Skrebber an. Doch auch dieser ist ironisch gebrochen. Neben zwei ungegenständlichen Großbildern, die in Farbigkeit und Oberfläche an Autoreifen, Asphalt und Leuchtstifte erinnern, hat er eine enge, mit einem Schließmechanismus versehene Schleuse in U-Form aufgestellt. Wer mag, darf sie durchschreiten, Klaustrophobie ist allemal erwünscht. Wie denn Skrebber mit seiner Arbeit insgesamt den Dualismus von Gefühl und Verstand auslotet und damit das betrachtende und benützende Publikum zum wichtigen Teil der Arbeit macht (IV., Schleifmühlgasse 3; bis 23. Juni).

Georg Kargl. Typisch für die Malerei Lisa Ruyters sind ihre Leuchtkraft, die schwarze Konturierung der Farbfelder und ihre alltäglichen Motive. Diese Parameter verleihen ihren Bildern eine Melancholie, die sich ihrerseits mit Distanziertheit verbindet. Als Anregung nimmt Ruyter Motive, die sie auf Straßen, Parkplätzen, Höfen entdeckt und unter Einsatz des Zooms photographiert. Bisweilen wird sie dafür mit Edward Hopper verglichen. Allerdings wird in Ruyters Bildern die Eindringlichkeit von einer allzu dominanten Routine verdrängt (IV., Schleifmühlgasse 5; bis 20. Juni).

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