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01.10.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Ausstellungen: Zwei Zeitbildner
von Johanna Hofleitner
Zwei veritable Giganten der Fotografie des 20. Jahrhunderts werden vom Kunsthaus Wien und Westlicht mit Einzelausstellungen gewürdigt: Cecil Beaton und Franz Hubmann.

Er war in der schillernden Welt der Mode und des Films zuhause: Sir Cecil Beaton (1904–1980), legendärer englischer Fotograf für Magazine wie „Harper’s Bazaar“ und „Vogue“ mit ausgeprägter Leidenschaft für die Inszenierung. Schon als Kind schuf er, angeleitet von seinem Kindermädchen, einer Amateurfotografin, kunstvolle Porträts seiner Schwestern. Bald entwickelte er eine Vorliebe für Stilisierungen und ließ seine Modelle vor aufwendigen Hintergründen aus Zellophan, Spiegeln und ähnlich effektvollen Materialien posieren. Wunderbar surreal sind Beatons Hollywood-Porträts, für die er Stars wie Marlene Dietrich, Marilyn Monroe, Gary Cooper oder Johnny Weissmüller posieren ließ. 1937 wurde er zum Hoffotografen der Königsfamilie ernannt, 1972 geadelt. Nach dem Krieg wurde Beatons Stil unter dem Einfluss seiner Tätigkeit als Kriegsfotograf sachlich und direkt, womit er vor allem der zeitgenössischen Magazinfotografie der Sechziger- und Siebzigerjahre einen unverkennbaren Stempel aufdrückte. Als Bühnen- und Kostümbildner wurde Beaton für „My Fair Lady“, mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle, 1964 sogar mit einem Oscar ausgezeichnet.

Als Doyen der österreichischen Dokumentarfotografie gilt Franz Hubmann, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiern durfte. Mit seinen Fotos prägte er das nostalgische Wien-Image mit. Der Bildessay „Hawelka-Saga“, erschienen in der von Hubmann 1954 gegründeten Zeitschrift „magnum“, machte ihn 1960 schlagartig berühmt. Überhaupt waren die Wiener Szene-Beisln mit ihren Gestalten für einen Bildjäger wie Hubmann ein gefundenes Fressen. Das verruchte Gutruf im Herzen der Wiener Innenstadt hatte es ihm in den Siebzigern angetan, die Bilder davon sind nun erstmals zu sehen. Eine andere Leidenschaft Hubmanns waren Künstler- und Atelierporträts, entstanden hier zu Lande sowie in Deutschland und Paris – die Aufnahmen fasste er schon in den 50er-Jahren erstmals zum legendären Bildband „Pariser Parnass“ zusammen.

Tipp:

Cecil Beaton.Portraits. 7. 10.–9. 1. 05, Kunsthaus Wien, Wien 3, Info: 01/712 04 95, http://www.kunsthauswien.at/

Franz Hubmann. 3. 10.–7. 11., WestLicht, Wien 7. Info: 01/522 66 36-0, http://www.westlicht.com/

 

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