01.08.2003 18:02
"Die Posse hat ein Ende"
Bürgermeister ist angesichts des erfolgten Abtransports erleichtert und
schließt Haftung für etwaige Schäden aus - Gegenseite: "Erbärmlich und
entlarvend" - Foto
Salzburg - Erleichtert über den Abtransport der umstrittenen
Skulptur "Arc de Triomphe" der Wiener Künstlergruppe "Gelatin" zeigten sich
Salzburgs Politiker. "Ich bin froh, dass der Spuk beziehungsweise Unfug vorbei
ist", meinte Bürgermeister Heinz Schaden (S). Ähnlich äußerte sich auch
Landeshauptmann Franz Schausberger (V), der sich erfreut darüber zeigte, dass
"die Posse ein Ende hat".
Schaden zahlt nicht für
Schäden
Jede Haftung der Stadt für etwaige Schäden, welche die
Skulptur eventuell erlitten haben könnte, schließt Schaden aus. Das Vorgehen und
Verhalten der Direktorin des Museums der Moderne Rupertinum, Agnes
Husslein-Arco, habe der Stadt geschadet, meinte der Bürgermeister, der sich
nicht mehr weiters über die Causa äußern wollte.
Zukünftig wil man bei
Kunst im öffentlichen Raum sensibler sein
Mit der Aufstellung von
Kunstwerken auf öffentlichen Plätzen werde man sich künftig etwas sensibler
befassen müssen, sagte der Landeshauptmann. In der ganzen Angelegenheit habe es
Überreaktionen auf beiden Seiten gegeben. "Salzburg ist in aller Munde - ob
negativ oder positiv." Wichtig sei für ihn, dass jetzt die Gerichte nicht damit
befasst würden, so Schausberger. Inhaltlich wolle er sich nicht mehr
äußern.
Othmar Raus: "Spuk ist vorbei"
Er habe mit
Erleichterung zur Kenntnis genommen, "dass mit dem Abtransport der Spuk vorbei
ist", sagte Kulturlandesrat Othmar Raus (S). Es sei schade, dass der Ausstellung
"Jean Dubuffet" nicht so viel Aufmerksamkeit zugekommen sei, wie sie es verdient
habe, so Raus und Schausberger. "Kunst und Freiheit sind im Spannungsfeld der
Gesellschaft - beide sind aber nicht grenzenlos frei", betonte
Raus.
Husslein ist enttäuscht von Politikern
Die
Rupertinum-Chefin zeigte sich in ihrem Resümee über die Politiker enttäuscht.
Sie werde sich aber nicht unterkriegen lassen, unterstrich Husslein. Das
Kunstwerk werde sicherlich nicht auf dem Müll landen, es gebe schon
Interessenten.
Bast: Beschämend und entlarvend
Als
beschämende und entlarvende Demonstration kultureller Intoleranz und
provinziellen Spießbürgertums bezeichnete Rektor Gerald Bast von der Wiener
Universität für angewandte Kunst die "Einhausung" und nun auch noch erzwungene
Entfernung der Skulptur durch die Salzburger Stadtpolitik.
Intoleranz
gegenüber Dingen, die "Idylle der satten Selbstzufriedenheit ein wenig
irritieren könnten"
"Es ist erbärmlich und skandalös, wie brachial
mit Kunst und Künstlern umgegangen wird, die die Idylle der satten
Selbstzufriedenheit ein wenig irritieren könnten: Zunächst wird das Kunstwerk
mit einem Bretterverschlag zugenagelt. Und als man realisiert, dass dies
vielleicht als öffentliche Manifestation der eigenen Geisteshaltung verstanden
werden könnte (Stichwort: Brettl vorm Kopf), wird das Kunstwerk samt
Bretterverschlag weggeschafft", resümierte Bast.
Die "Skandal-Skulptur",
deren Abbau von Hunderten Schaulustigen verfolgt worden war, befand sich am
späten Nachmittag am Weg auf der Westautobahn nach Wien: Die Speditionsfirma
HS-Art überstellte in einem Sondertransport den nackten Mann mit erigiertem
Penis in eines ihrer Lager.
Abtransport
Am Vormittag war
mit dem Abtransport der umstrittenen Skulptur "Arc de Triomphe" der Wiener
Künstlergruppe "Gelatin" vom Max-Reinhardt-Platz in Salzburg begonnen worden.
Noch bevor die auf Kunstwerke spezialisierte Speditionsfirma HS-Art an die
Arbeit gehen konnte, haben schon in der Früh Männer der Berufsfeuerwehr den
Holzverschlag entfernt.
Die Skulptur wurde auf eine Palette gestellt und
von einem Kran in die Höhe gehievt, sie soll zunächst in ein Lager der
Speditionsfirma in Wien gebracht werden.
Die Rechnung für den Abbau zahlt
das Rupertinum, wer den Transport und die Kosten für die Lagerung berappen wird,
stand vorerst nicht fest. Kaum nennenswert seien die durch die Hitze
entstandenen Schäden, wurde mitgeteilt. (APA)