Salzburger Nachrichten am 21. Juni 2002 - Bereich: kultur
Mehr Raum, mehr Luft

Kaum eröffnet, wurde das Museum Moderner Kunst (Mumok) in Wien schon wieder geschlossen und umgebaut. Jetzt spielt es wieder und ist viel schöner.

GÜNTHER FROHMANN

Nach heftig diskutierter achtwöchiger Umbau- und vierwöchiger Schließungsphase stellte nun Edelbert Köb, Direktor des Museums moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien, die Neuadaptierung vor. Tatsächlich ist es dem Architektenduo Herzog-Hrabal gelungen, durch Beseitigung von Stellwänden übersichtliche Raumeinheiten zu schaffen. Vor allem Objekte oder Installationen haben nun mehr Luft. Für eine auffallende optische Kontrastwirkung sorgt die Überbrückung des schluchtartigen Foyers durch einen weißen, von Heimo Zobernig entworfenen Kubus, der die Ausstellungsräume auf Ebene 6 verbinden wird. Zu den weiteren Maß-nahmen zählen ein überzeugendes Lichtkonzept im Kuppelsaal, die Verglasung und Abtrennung der Lounge, die Neugestaltung des Auditoriums sowie "raumkosmetische Maßnahmen".

Nicht nur in der Raumgestaltung, auch in der Präsentationsform geht Köb andere Wege als sein Vorgänger Lorand Hegyi. Köb setzt auf Profilierung der Sammlung durch jährlich wechselnde, die Schwerpunkte des Museums herausstreichende Darstellungen.

Zur Wiedereröffnung hebt "Fokus 01" als "essenzielle und charakteristische Sammlungsbereiche" die Pop Art, Fluxus, den 1960 in Paris gegründeten Nouveau Re`alisme sowie den Wiener Aktionismus hervor. Unter dem Titel "Rebellion & Aufbruch, Kunst der 60er Jahre" sollen die "gesellschafts- und realitätsbezogenen sowie performativen Tendenzen" dieser Zeit in den Vordergrund gerückt werden.

Eine ganze Reihe von Objekten und Dokumentationsmaterial ist dem Kunstfreund geläufig, doch birgt die themenbezogene Auswahl auch Überraschungen. In breiter Ausführlicheit wird der Wiener Aktionismus abgehandelt: seine Körperrituale, aber auch das malerische Material, ausgehend von Nitschs Orgien Mysterien Theater. Auf einer weiteren Ebene erlebt der Besucher die Reichhaltigkeit und Ideenfülle der Sammlung Hahn (Marcel Duchamp, Daniel Spoerri, Nam June Paik u. a.). Im Zentrum der Pop Art steht das erstmals auf der legendären "documenta 5" 1972 realisierte Mouse Museum von Claes Oldenburg mit seiner "musealen" Sammlung an Kitsch, Objekten des täglichen Gebrauchs und miniaturhaften Massenartikeln.

Das Konzept von Direktor Köb sieht außer den Etagen mit der Sammlung auch eigene Räume für Sonderausstellungen vor, die bisher fehlten. Im Kuppelsaal wird das Konzept der Sammmlungspräsentation durchbrochen, um dem Besucher in einem lockeren Ambiente einige repräsentative Hauptwerke der Sammlung zu zeigen. Dabei stellt Köb abstrakte Malerei und figurative Skulptur in eine chronologische Abfolge von klassischer Moderne bis zu einer aggressiven Bodenskulptur von Bruce Nauman.

"Fokus 01" bis 26. Oktober 2003, Di-So 10-18 Uhr, Do bis 21 Uhr.