Ein 1960 entstandenes Bild trägt den Titel
"Schlackenhaufen". Aber es scheint mehr wiederzugeben als den in einer
Industrielandschaft gefaßten Eindruck. Der schwarze Berg, von Schlieren
durchzogen, symbolisiert auch ein schwarzes Jahrhundert, eines, in dem
Menschen verbrannt wurden.
Es waren jene, die der Künstler, aus seiner Erinnerung
heraus im Jahr 1948 darstellte: Als straßenwaschende, von feixendem Volk
umringte Juden: "Wien 1938". In einer im selben Jahr gemalten Szene steht
im Mittelpunkt ein KZ-Aufseher; das Bild hat den Titel "Joseph und seine
Brüder".
Ernst Eisenmayer, der mit Erich Fried die Schulbank im
Wasa-Gymnasium gedrückt hat, war auf der Flucht festgenommen und nach
Dachau gebracht worden. Glückliche Umstände erlaubten ihm die Emigration
nach London. Dort entstand sein malerisches Werk mit zahlreichen Analogien
gegenüber dem, wovon realistisch-expressive Ausdruckskunst damals
mitbestimmt worden war.
Als Porträtist wechselte er zwischen feinerer und
gröberer Malerei. Der Betrachter des Londoner Stadtbildes bevorzugte
gedämpfte, brandige Farbspiele, wobei seine Kompositionen gelegentlich zur
Abstraktion neigten wie in jenen 1962 entstandenen, hervorstechenden
Bildern, die er "Modernes Babel" nannte.
Zwischen 1975 und 1988 siedelte sich Eisenmayer in der
Nähe von Carrara an. Aber als Bildhauer, als der er sich von seiner
Malerei deutlich unterscheidet, bevorzugte er den Umgang mit aus Stahl
gegossenen, gefügten Teilen. Dabei kam ihm zugute, daß er während des
Krieges als Werkzeugmacher gearbeitet hatte. Das gemäßigt "Moderne" in
seinen Arbeiten hätte ihn im Wien der sechziger Jahre gut einen Platz in
der Künstlergruppe "Der Kreis" finden lassen können.
Seit dem Jahr 1988 - der wichtigste Teil seines
künstlerischen Werks war bereits abgeschlossen - lebte Ernst Eisenmayer in
Amsterdam, ehe er sich dann 1996 wieder in Wien einfand: Ein zarter alter
Mann mit lebendigen Augen.
Bis 16. Juni, So. bis Fr. 10-18, Do. bis 20 Uhr.
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