Salzburger Nachrichten am 24. März 2006 - Bereich: Kultur
Salzburgs Streit um Kunst
Die Stadt Salzburg wird heuer von ungewöhnlich heftigen Auseinandersetzungen über Kunst im
öffentlichen Raum heimgesucht. Der jüngste Streit geht um 80 Kugeln mit
1,6 Meter Durchmesser, die als "künstlerisch gestaltete Mozartkugeln" in
der Salzburger Altstadt seit 4. März aufgestellt sind (siehe obige Bilder
von Robert Ratzer). Stadtrat Johann Padutsch (Grüne) hat am Donnerstag ein Verfahren gemäß Paragraf 8 des
Altstadterhaltungsgesetzes eingeleitet, um diese Kugeln zu beseitigen,
wenn irgend möglich noch vor dem geplanten Ende dieser Aktion am 17.
April. Denn diese Kugeln seien "geradezu penetrant, für eine Kulturstadt
im Range Salzburgs peinlich und - gerade im Mozartjahr - beschämend",
teilte Padutsch in einer Presseaussendung mit. Er erinnerte daran, dass
der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum dieses Projekt "auf Grund der
mangelnden Qualität der künstlerischen Gestaltung" abgelehnt hatte. Paragraf 8 des Altstadterhaltungsgesetzes lautet: "Im Schutzgebiet gelegene
öffentliche Flächen (...) sowie sonstige Grundflächen und Anlagen dürfen
nur so umgestaltet und verwendet werden, dass hierdurch das Stadtbild und
das Stadtgefüge weder beeinträchtigt noch seine Wahrnehmbarkeit erheblich
vermindert wird." Padutsch zufolge wird mit den "überdimensionierten
Mozartkugeln" dagegen verstoßen. Sponsoren zahlten pro Kugel 3200 bzw. 3800 Euro und für die Gestaltung. Der Erlös
soll hochbegabten Musikschülern zu Gute kommen. Vorgesehen wäre, dass die
Kugeln nach Salzburg noch in Baden, Wien, Paris, Stuttgart, Koblenz, Bad
Gastein, St. Johann, Lofer und Oberndorf aufgestellt werden. Andere Projekte von Kunst im öffentlichen Raum in Salzburg stehen heuer noch bevor: Zum
Festival "Kontracom06" werden ab Mitte Mai zehn Künstler so genannte
Interventionen - darunter ein umgedrehter Hubschrauber - in der Alstadt
gestalten. Zudem wird im Sommer ein "Skyspace" des US-Lichtkünstlers James
Turrell auf dem Mönchsberg aufgestellt werden. hkk |