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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
03. Dezember 2008
18:53 MEZ

Galerie Meyer Kainer, 1010 Wien, Eschenbachgasse 9.  Bis 13. 1. 

 

Blick auf Rachel Harrisons Ensemble aus Zitaten von Versatzstücken der Alltagswelt in der Galerie Meyer Kainer.


Fragile Balance
Skulpturen der Amerikanerin Rachel Harrison in der Galerie Meyer Kainer in Wien


Als grotesk, irritierend und knallbunt werden die Skulpturen der Amerikanerin Rachel Harrison beschrieben. In ihrer ersten Ausstellung in der Galerie Meyer Kainer zeigt sie eine Auswahl ihrer organisch-amorphen Gebilde, in denen sie verschiedenste Elemente, Formen und Erzählungen in einen Zusammenhang bringt.

Es sind die Versatzstücke der gegenständlichen Welt, die in der Ausstellung von Rachel Harrison sofort die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: ein nacktes Plastikhühnchen auf einer bunt bemalten Transportkiste, ein Fußball, der auf einem amorphen Sockel liegt, oder bunte Plastikgefäße, die Harrison an einem Regal festgemacht hat. Zudem versucht man sich über die eingearbeiteten Pressebilder von Politikern wie Angela Merkel oder Nicolas Sarkozy einen Reim auf ihre aus Holz und viel Polystyrol gefertigten intermedialen Gebilde zu machen. Politik scheint eine Rolle zu spielen, aber bevor man sich auf die eine Interpretation festgelegt hat, wird man von weiteren Gegenständen, Formen oder auch Videobildern gleich wieder in andere Gefilde geführt.

Die Künstlerin nennt ihre Präsentation "Sunny Side Up" und lenkt so den Blick auf die Oberfläche ihrer disparaten Arrangements, mit denen sie auf kunsthistorische Strömungen wie den Surrealismus referiert, in die sie mit Werbebildern, CD-Rohlingen oder Champagnerkorken aber auch die verschiedensten "Readymades" der gegenwärtigen Pop- und Konsumkultur eingearbeitet hat. Angesiedelt zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, kombiniert sie in ihren Arbeiten die historisch verbrieften Medien wie Malerei, Installation, Skulptur und Fotografie und bringt nebenbei nicht nur das hierarchische Verhältnis zwischen Objekt und Sockel gehörig ins Wanken, sondern vor allem auch die eingeübten Wahrnehmungs- und Interpretationsmuster der Betrachter, denen die Künstlerin sympathischerweise viel weniger zum Analysieren als zum Erfahren und Genießen der Ausstellung rät. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.12.2008)

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