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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
30. Juli 2008
11:23 MESZ

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www.gugging.org

 

Johann Korec verstarb im 72. Lebensjahr.


Eine Arbeit des verstorbenen Künstlers.


Gugginger Künstler Johann Korec gestorben
Der Maler starb in der Nacht auf vergangenen Samstag "im Kreise seiner Künstlerkollegen" im Alter von 71 Jahren: Tusch- und Aquarellbilder als illustriertes intimes Tagebuch

Klosterneuburg - Der Gugginger Künstler Johann Korec ist in der Nacht auf vergangenen Samstag (26. Juli) gestorben. Er stand im 72. Lebensjahr. Sein gesundheitlicher Zustand hatte sich in den vergangenen Monaten sehr verschlechtert. Er sei "im Kreise seiner Künstlerkollegen ruhig eingeschlafen", teilte das Art / Brut Center Gugging mit.

Johann Korec, geboren am 10. März 1937 in Wien, wuchs in Jugendheimen auf und arbeitete nach dem Besuch der Sonderschule als Knecht auf einem Bauernhof. Er wurde 1958 in die Nervenklinik Gugging (Klosterneuburg) eingewiesen. In den frühen Siebziger-Jahren begann er auf Anleitung des damaligen Primars Leo Navratil mit dem Abzeichnen von Abbildungen aus Zeitungen und Illustrierten. Seit 1981 bewohnte Korec mit Johann Garber und Heinrich Reisenbauer ein gemeinsames Zimmer im Haus der Künstler.

Tusch- und Aquarellbilder

In seinen späteren Tusch- und Aquarellbildern stellte Korec vorwiegend Liebespaare und erotische Szenen dar, die als illustriertes intimes Tagebuch gesehen werden können, und nannte dabei konkrete autobiografische Orte und Personen, wobei er selbst stets als Protagonist in Erscheinung trat. Im unteren Teil der Bilder beschrieb er die jeweilige Szene in eindeutigen Kommentaren. Sein bevorzugtes Material war Büttenpapier in verschiedenen Formaten. "Die von ihm verwendeten Federn spreizen sich nach nur wenigen Malen und lassen keinen festen Strich mehr zu, Pinsel bestehen oft nur noch aus zwei bis drei Haaren - er benützt sie immer noch", heißt es in einem Würdigungs-Text von Nina Katschnig.

Zeichnete Korec nicht, saß er oft rauchend unter einer seiner Leinwände, die sich gegenüber dem Eingang des Hauses der Künstler befinden. Mit seiner schelmisch anmutenden Mimik wirkte er auf Besucher wie ein melancholischer Clown, in seinen Arbeiten widmete er sich auf geradezu obsessive Weise den Bedürfnissen unverstellter Sexualität, deren Darstellung beim Betrachter zunächst Irritation oder auch Erheiterung auszulösen vermag, letztlich aber in naiver Direktheit auf eine elementare Vitalität jenseits kultureller und gesellschaftlicher Tabus verweist.

Seine Werke sind u.a. in den Sammlungen Infeld, Bönningheim sowie Arnulf Rainer vertreten sowie im Setayaga Art Museum Tokio, dem Philadelphia Art Museum, im Landesmuseum Niederösterreich und natürlich im Museum des Art / Brut Centers Gugging. (APA)


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