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Art Moscow 2005

Moskau

Moskau als Standort des Kunsthandels wird immer interessanter. Auf der diesjährigen Art Moscow im Zentralen Haus des Künstlers wurde das Vorjahresergebnis - damals als sensationell eingestuft - deutlich übertroffen. Kunst im Wert von mehr als 2 Mio. Dollar konnte verkauft werden. Für weitere 677 000 Dollar wurden Werke reserviert (2004: Verkäufe 1,7 Mio., Reservierungen für 840 000 Dollar.

Auffallend waren vor allem zwei Dinge. Unter den 53 beteiligten Galerien, von denen mehr als ein Drittel aus dem Ausland kamen, darunter die Stockholmer Wetterling Gallery, die Galerien Leonard Ruetmüller aus Basel und Orel Art Presenta aus Paris, waren es vor allem die russischen Aussteller, die das Geschäft machten. 15 Galerien verkauften Kunst im Wert von mehr als 50 000 Dollar, während die Durchschnittseinnahmen bei 40 000 Dollar lagen.

Dabei waren dieses Mal im Gegensatz zu 2004 klassische Werke der Pop-Art weniger gefragt. Russen verkauften vorwiegend russische Kunst. Erfolgreichster Aussteller war die XL-Galerie, die unter anderem ein neues Gemälde aus der Unterwasser-Serie von Dubossarski/Winogradow an den Mann brachte. Die Galerie Marat Gelman fand sich auf Platz zwei wieder, während "Pan Dan" mit Arbeiten russischer Nonkonformisten der sechziger Jahre wie Anatoli Swerjew und Ilja Kabakow dritterfolgreichste Galerie wurde. Als einzige ausländische Galerie konnte die Düsseldorfer Schübbe - Projectroom Gallery in die russische Phalanx der ersten Zehn einbrechen.

Viel Aufmerksamkeit erregte eine Grafik-Serie von Pawel Scheweljew, der den Prozeß gegen Michail Chodorkowski und Platon Lebedjew mehrere Monate lang zeichnerisch begleitete. Das Ergebnis, eine gezeichnete Reportage, wie man sie in Rußland bisher nur aus den Vereinigten Staaten kannte, stellte die Moskauer Galerie "Kowtscheg" vor. Stella Art präsentierte sowohl russische als auch westliche Kunst. Befriedigt vermeldete die Direktorin der Galerie, Teresa Mawika, daß erstmals auf einer Kunstmesse ein Werk des Moskauer Konzeptualisten Andrej Monastyrski veräußert werden konnte. Das Überangebot russischer Kunst sogar bei westlichen Galerien hält sie indes für ein Manko, denn für Moskauer Kunstliebhaber sei das wenig anziehend. Manfred Quiring


Artikel erschienen am Sa, 11. Juni 2005

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