http://www.nachrichten.at/nachrichten/ooen.asp?id=279397


AUSSTELLUNG/ FILME / ARCHITEKTUR: Kunst-Dialog Südchina-Österreich im Linzer O.K

Lustvolles im feuerroten Kunst-Boudoir

Hineinschlüpfen durch einen dicken Samtvorhang. Hineinschlüpfen in eine knallrote Plüschlandschaft. Auf einem großen Kissen Platz nehmen und - powowow! - umflutet von großartig ausgewählten, geschnittenen und ebenso in Relation gesetzten Video-Bruchstücken aus Science-Fiction-Filmen werden Ihre Sinne Augen machen.

Seit zwei Jahren arbeiten die bei Helmuth Gsöllpointner an der Metallmeisterklasse der Linzer Kunstuni ausgebildeten Künstlerinnen Katharina Struber (Wien) und Ursula Witzany (Linz) zusammen. "I believe in miracles" nennen sie dieses Boudoir, ihren Prachtbeitrag zu "Dialog IV", im Linzer O.K. Unter dem Motto "Wie groß ist die Welt?" entspinnt sich im ersten Stock des Linzer Centrums für Gegenwartskunst ein höchst sinnlicher Kunst-Dialog zwischen Österreich und Südchina.


Der Neffe von Gott

Zusammengestellt wurde die auch auf der Konzeptebene punktgenau funktionierende Ausstellung von Manrays Su aus Taiwan, der aus zahlreichen Arbeitsbesuchen neun Projekte herausfilterte, die bis 25. April neben einer Südchina-Filmreihe (bis 18. April) im Moviemento und einem Architektursymposium (bis 14. April) im O.K zu sehen sind. Darunter Hongjohn Lins so präzise ironisierende Installation "My Uncle Chen - oder ich bin der Neffe von Gott". Bevor irritierte "Schäfchen" empört aufblöken: Hongjohn Chen ist der Neffe des taiwanesischen Sektenführers Heng-Ming Chen, der mit einer Gruppe von Landsleuten nach Garland (Texas) emigriert ist. Und mit diesem religiösen Anführer setzt sich seine Arbeit auf höchst absurde Weise auseinander: Auf einem Podest thront ein Plastikmännchen. Ein Chinese in weißem Anzug, rotem Bambusblätterhut. Sein Blick gerichtet auf einen wunderbar gemalten Horizont samt Berg, Himmel und Wolken. Dazwischen flimmern an die zehn Videoschirme kuriose Botschaften vom Kommen Gottes, Religion wird zur Kunst.

Ebenso bemerkenswert: Michael Lins "Kiasma Day Bed", das Umfunktionieren von Malerei zum Lebensraum; Ellen Paus Video-Rundhorizont über städtische Mobilität; Markus Schinwalds Hotel-Spiegelung "Dictio pii"; die Deformationsvideos von Anne Schneider; die fotografischen Arbeiten von Yong Yang und Fen Weng sowie "i see" von Klaus Taschler, ein exakt aufgearbeitetes, bedrohliches Zukunftsszenario über den Verlust der eigenen Identität.

Taschler, Student der Kunstuni-Klasse für experimentelle visuelle Gestaltung (Herbert Lachmayer), hat dafür einen knallgelben Messestand in den Raum positioniert. Dort kann man per fiktiver "i see"-Technik mittels spezieller Kontaktlinsen Daten von Personen abrufen, polizeiliche, behördliche medizinische Details.

Info: Das O.K hat seit kurzem neue Öffnungszeiten! Di.-Do. 16-22 Uhr, Fr. 16-24 Uhr sowie Sa./ So. 10-18 Uhr. Allg. Führungen Fr. 18 und 21 Uhr sowie Sa. und So. jeweils um 15 Uhr. Tel.: 0732/ 77 56 84, e-mail: office@ok-centrum.at


OÖN vom 12.04.02 zuletzt geändert am: 11.04.02 14:32:27


© 2002 OÖNachrichten. Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.


zurück