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Quer durch Galerien: Galerie Steinek, Fotogalerie, Wolfgang Exner
Sezieren wir ex! Ausse damit!
Von Claudia Aigner
Anleitung zur dodelsicheren Organentnahme: Man mache die Tür
auf und nehme - oje, da ist ja nur noch eine Lunge drin - halt die Lunge
vom Kleiderhaken. Das geht natürlich nur, wenn man die Lungenflügel daheim
im Schrank aufbewahrt (wie Gudrun Kampl, deren Innereien obendrein, wegen
ihrer knuddeligen Weichheit, ein anatomischer Streichelzoo sind). Es
dürfte freilich schwer werden, die Lunge effizient an irgendwelche
Atemwege anzuschließen, zumal sie aus nicht sehr kooperativer,
ausgestopfter Seide besteht. Mit einem Airbag im Brustkorb wäre man
vermutlich "atmungsaktiver". Kurz: Würde man noch einen Schnaufer machen,
wäre das ein Placebo-Effekt.
Eierstöcke zum Kuscheln gibt es auch. Das
muss dieser ominöse Kuschelsex sein. Gudrun Kampl (bis 12. Jänner in der
Galerie Steinek, Himmelpfortgasse 22) dehnt eben den Körperkult auf die
handfeste "innere Schönheit" aus. Und deponiert ihre rosa Seidenorgane
(die auf ihre Weise hocherotisch sind) in so etwas wie den Sexbomben unter
den Stehsärgen. Oder vielmehr in formvollendeten Kästen, die über
mindestens so viel Weiblichkeit verfügen wie ein Cello.
Ist Nacktheit
übertragbar? (Inwiefern ist man nackt, wenn man die blanke Haut eines
andern anhat?) "Gefühlsgarderobe": Kampl hat das Evakostüm bzw. Evas
Unterwäsche liebevoll aus echter Haut geschneidert, die zugegebenermaßen
nicht mehr sehr gefühlsecht ist, weil in Totenstarre befindlich. Kampl
wird nie müde, Metaphern (etwa die von der zweiten Haut) wörtlich in
schaurig schöne Objekte zu übersetzen und die Grenzen zwischen Kleidung
und Körper, Kunst und Körper oder zwischen Grauslichkeit und Schönheit mit
gebotener Sinnlichkeit zu verwischen.
Der Hund im Haus erspart die
eigene Karriere. Vierbeinige Supermodels (Hunderln, die ihre unschlagbare
Schönheit mit Siegespokalen beweisen können) werden bislang noch nicht auf
der Straße von kreischenden Zweibeinern (im Fan-Delirium) mit Slips und
Hundeknochen beworfen. Andere Vermenschlichungsaktionen tun's ja auch.
Sinje Dillenkofer (bis 12. Jänner in der Fotogalerie, Währinger Straße 59)
nimmt mit brutaler Direktheit die Perversion eines Karrierehunderls aufs
Korn. Mit je drei Fotos: Ein Hund zwischen Siegestrophäe und Urne. Die
Kurzfassung eines erfolgreichen Hundelebens: unangemessene Kleidung tragen
und ewig betrauert in die ewigen Hundstrümmerlgründe eingehen.
Hintergründig. Von Robert F. Hammerstiel: Ablenkungsmanöver für Katzen,
womit der Kratz- und Zerfleischungstrieb von den Möbeln abgelenkt werden
soll (Kratzbäume). Wenn man die ausgeklügelten Kletter- und
Privatsphärensysteme sieht (Mischungen aus militärischem Fitnessdrill und
Gemütlichkeit), könnte man meinen, dass die Katze den Spieltrieb des
Menschen vollstrecken soll.
Wo ein Horizont, da auch eine Landschaft.
Dieses watscheneinfache Naturgesetz macht sich Matthias Kanter (bis 12.
Jänner bei Wolfgang Exner, Rauhensteingasse 12) in seinen disziplinierten
Gemälden zunutze. Oberhalb der Linie ist ein mehr oder weniger leichter
Himmel, darunter eine mehr oder weniger schwere Ebene mit "Bodenwellen"
(oder ein Meer?). Und wenn der Horizont senkrecht ist? Dann kann die
gewellte Fläche ja nur ein Vorhang sein (laut Naturgesetz). Und wer es
schafft, bei radikalster Abstraktion den Dachstein im Bild erscheinen zu
lassen (erstaunlich naturalistisch), ist ein Könner. Und heißt Helmut
Swoboda. Suggestives "Landschaftsgestöber".
Erschienen am: 21.12.2001
Galerie Museum auf Abruf: Südtiroler Künstler
MAK: "R. M. Schindler - Architektur und Experiment"
Die Wiener Aktionisten im Louvre
Podium: "Belgrad - Wien - New York"
Quer durch Galerien: Galerie Steinek, Fotogalerie, Wolfgang Exner
Russische Ikonenschätze im Linzer Schlossmuseum
