Größer und umfassender denn je

Österreichs Kuratorin Elisabeth Schweeger über ihre Auswahl für die heurige Kunst-Biennale. Eine Vorschau von Roland Schöny.


Eines lässt sich bereits im vorhinein sagen: Biennale Leiter Harald Szeemann hat diese Biennale noch größer, noch umfassender gestaltet als die vergangene. Und: Österreich nimmt bereits im Vorfeld eine höchst prominente Stellung ein. Das zeigt die Medien-Berichterstattung. Eine Großprojektion in Kinoleinwandgröße mit Bild und Ton - gestaltet von der Gruppe Granular Synthesis - ist auf dem Titelblatt des populären deutschen Kunstmagazins art abgebildet.

Vor Ort, im teilweise abgedunkelten Österreich-Pavillon, werden die Besucher mit einer lautstarken Sound-Licht-Installation konfrontiert werden. In eine Welt intensiver und körperlich spürbarer Erlebnisse soll das Publikum geführt werden. Dafür sorgt auch die heimische Kunst-Boy-Group Gelatin, die auf der vergangenen EXPO neugierige Passanten dazu animieren konnte, in ein Wasserbecken zu springen und einen unterirdischen Kunstraum zu besuchen.

Schleimig-glitschiges von Gelatin
Schleimig-glitschiges von Gelatin

Die Ankündigung für die Venedig-Installation der Gruppe Gelatin klingt noch ein wenig geheimnisvoll. Von einer schleimigen gallertartigen Masse ist die Rede, die zunächst am Österreich-Pavillon sichtbar sein soll. Dann soll sich das glitschige Etwas in den Giardini und schließlich in ganz Venedig verteilen. Crossover also im wahrsten Sinne des Wortes.

Gelatin in Venedig
Gelatin in Venedig

Tradition und Elektroakustik

"Beide Gruppen kenne ich natürlich schon sehr lange, beobachte ihre Entwicklungen", meint Kuratorin Elisabeth Schweeger. "Sie sind ein Ausdruck einer ganz bestimmten Situation der heutigen Kunstproduktion. Gelatin kommen aus einer österreichischen Tradition heraus, während Granular Synthesis elektronisch arbeiten und mit audiovisuellen Medien umgehen."

Biennale-Leiter Harald Szeemann wiederum hat seine Bestrebungen, die Weltkunstschau zu vergrößern und noch mehr Positionen einander gegenüberzustellen, fortgesetzt. In den Arsenalen, wo die allgemeine Großausstellung zu sehen ist, wurden weitere Räume geöffnet. Das dürfte die Biennale zu einem Gelände für ausgedehnte Kunstwanderschaften machen. Unter dem spektakulären Motto "Plateau der Menschheit" kündigt Szeemann eine Serie von Überraschungen an. Kunst von den so genannten Peripherien der Diskussion, wie im letzten Jahr etwa aus China, dürfte zu erwarten sein.

Kein Fest, keine Politiker

Umgerechnet rund 77 Millionen Schilling Gesamtbudget stehen der Biennale Venedig in diesem Jahr zur Verfügung. Das sind rund 21 Millionen Schilling weniger als im Vorjahr. Zugenommen dagegen hat die Präsenz von Sponsoren, was durch eine auffällige Beflaggung des Eingangs der Giardini mit Firmenwerbung signalisiert wird.

Elisabeth Schweeger
Elisabeth Schweeger
Der Beginn der Österreich-Präsentation wird diesmal etwas anders verlaufen als in den vergangenen Jahren. Kuratorin Elisabeth Schweeger möchte kein großes Fest in einem der Palazzi Venedigs veranstalten und auch keine offiziellen Auftritte von Politikern. Im Vordergrund solle die Kunst stehen, meint Schweeger: "Man soll sich wieder darauf besinnen, was die Biennale in Venedig ist. Sie präsentiert Künstler, die im Augenblick gerade etwas Besonderes darstellen und man präsentiert keine Regierungen."

Dass auch diese 49. Biennale von Venedig zu einer spannenden Kunstgroßausstellung werden dürfte, ist zu erwarten.

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