Die "Frau aus Tehuantepec" steht für Tina Modottis Stil. Keine Propaganda, stattdessen suchte sie das wahre Leben zu dokumentieren.
Wien - Stolz und ruhig blickt die Frau an der Kamera vorbei. Auf dem Kopf trägt sie eine bemalte Kürbisschale. Die Frau lebt im mexikanischen Tehuantepec. Sie ist eine der sogenannten Tehuanas, im ganzen Land berühmt für ihre Schönheit und ihren Stolz. Aufgenommen wurde sie im Jahr 1929 von der jungen Fotografin Tina Modotti, der das Kunsthaus Wien mit der Ausstellung Tina Modotti - Fotografin und Revolutionärin eine umfassende Retrospektive widmet.
Nicht nur in der Tehuanas-Serie zeigt sich Modottis Interesse an starken Frauenfiguren. Bereits drei Jahre zuvor erregte sie Aufsehen mit Bildern von Müttern und Kindern, insbesondere mit Aufnahmen der ihre Tochter stillenden Aztekin Luz Jiménez: im Jahr 1926 ein veritabler Skandal.
Tina Modottis Lebensweg widersprach dem, was Anfang des 20. Jahrhunderts Frauen vorbestimmt war. Geboren 1896 im italienischen Udine, führte sie ein bewegtes Leben in Kalifornien, Berlin, Moskau, Paris, Spanien und Mexiko. In den USA begann sie als Schauspielerin. Ein Deal mit ihrem Geliebten, dem Fotografen Edward Weston, brachte sie zu ihrem späteren Beruf: Er lehrte sie das Fotografieren, sie erledigte die Hausarbeit.
Mit den Fotos aus dieser Zeit beginnt die sich an thematischen Gesichtspunkten orientierende Ausstellung. Angelehnt an Westons Formalismus, experimentierte Modotti anfangs mit Formen und Oberflächen, emanzipierte sich aber bald. Wo Weston die reine Geometrie eines Zirkuszeltes zeigt, lässt seine Schülerin Interesse an sozialen Beziehungen erkennen und belebt die Szene mit vier indigenen Zuschauern. In einer Serie mit Blumen- und Pflanzenfotografien beschäftigt sie sich mit Licht und Schatten. Beim Anblick der Calla Lily (Mexiko City, 1925) meint man, die zarte Haut der Blüte zu spüren, ihre Zellen mit einer winzigen Berührung zerdrücken zu können.
Nach Weston folgten zahlreiche Liebschaften, etwa mit dem Maler Diego Rivera oder dem Revolutionär Antonio Mella. Auch Modotti engagierte sich leidenschaftlich für die kommunistische Revolution. Die Ausstellung zeigt rund 60 weitgehend unbekannte Aufnahmen der sogenannten Murales. So nennt man Wandmalereien, die häufig Szenen der mexikanischen Revolution wiedergeben.
Würde und Stärke
Modottis eigene Aufnahmen wirken nur selten propagandistisch oder agitatorisch. Die Abbildungen des Elends der Arbeiter und Bauern lassen einen empathischen, aber nie mitleidheischenden Blick erkennen. Stattdessen vermitteln sie Würde und Stärke. Anfang der 30er-Jahre wandte Modotti sich mehr und mehr von der Fotografie ab. "Ich habe zu viel Kunst in mein Leben gesteckt - nun reicht sie nicht mehr für meine Arbeit aus."
Ihre Graflex-Kamera soll sie in die Moskwa geworfen haben. Anfang 1942 starb Tina Modotti 45-jährig - unter nie ganz geklärten Umständen. (Andrea Heinz, DER STANDARD/Printausgabe 5.7.2010)
Bis 7. 11.
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