Dem Entstehen der Großstädte Paris und Berlin
wurde erstmals nach der Schau "Metropolis" 1992 in der Schirn Kunsthalle
Frankfurt eine neue Konzeption gewidmet. Direktor Max Hollein wählte ein
Kuratorenteam mit dem Zürcher Spezialisten für Bauentwicklung, Vittorio
Magnago Lampugnani, und der Expertin für französischen Impressionismus,
Karin Sagner, denen sich Matthias Ulrich von der Schirn anschließt. In
Frankfurt geht es nun bis 3. September nicht nur um die Malerei, sondern
vor allem um die technischen Aspekte der veränderten Megastädte.
"Die Eroberung der Straße. Von Monet bis Grosz" integriert auch
Stadtpläne, Plakatkunst, Fotografie und Film.
300 Exponate aus
namhaften Institutionen enthalten Raritäten wie eine Ansicht von Claude
Monets Bahnhof Saint-Lazare, Karikaturen von Honoré Daumier und Felix
Vallotton, Plakate von Henri de Toulouse-Lautrec und Filme der Brüder
Lumière. Neue Plätze und Stadtparks, Bahnhöfe und die Weltausstellung 1900
mit dem berühmten Eiffelturm, sowie Beleuchtung und neue
Fortbewegungsmittel bieten für die neu entstandene Großstadtmalerei
zahlreiche Sujets.
Auf der anderen Seite aber lauern die besonders spannenden Gefahren des
"Molochs" Großstadt. Besonders George Grosz und Ludwig Meidner haben
nächtliche Umtriebe wie Raub, Prostitution und Mord zu apokalyptischen
Visionen gesteigert. Dafür ist vor allem die malerische Sensation des
Nachtstücks verantwortlich. Auf diesem Gebiet gibt es weniger bekannte
Spezialisten wie Albert Birkle, Jakob Steinhardt, Lesser Uray oder Maxime
Maufra, die das gefährlich Schöne ganz besonders beherrschen. Ernst Ludwig
Kirchner schlägt da eher ins Melancholische, nicht minder aufregend ist
das märchenhafte Glitzern bei Henri Le Sidaner. Dieser Maler wurde schon
1909 anlässlich einer Ausstellung zu den "Nuits de Paris" von Guillaume
Apollinaire gelobt, das Glitzern der Glühbirnen besonders virtuos zu
gestalten.
Dynamik und Mobilität sind in friedlichen Szenen wie Camille Pissarros
"Boulevard Montemartre" und den extremen Einblicken in Straßenschluchten
von Lovis Corinth, sowie bei Hanri Matisse und durch die zahlreichen,
teils kolorierten Pläne nachvollziehbar. Was ein Eugène Haussmann in Paris
durchsetzte, gelang in Berlin erst dem Schinkel-Nachfolger Peter Joseph
Lenné.
Die Eroberung der Straße.
Von Monet bis Grosz .
Schirn Kunsthalle Frankfurt
http://www.schirn-kunsthalle.de/
Bis 3. September
Glitzernd.
Dienstag, 18. Juli
2006