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Quer durch Galerien
Mehr Bambi, weniger Bizeps
Von Claudia Aigner
Enorm männlichkeitssteigernde Wirkung
haben sie ja, die zwei Dinger zur äußeren Anwendung, die das menschliche
Paarungsverhalten revolutionieren könnten. "Brunft-Prothesen" sozusagen.
Merksatzmäßig gesprochen: Das Geweih auf dem Kopf erspart den Bizeps. Der
Balzkampf könnte also in Homo-sapiens-Kreisen wieder spannender werden.
Drei Dozenten der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam präsentieren
noch bis 25. August bei V&V (Bauernmarkt 19) mehr oder weniger
gebrauchsfertige Accessoires zur Garnierung des Körpers. Oder einfach:
"Schmuck". Und "Waldeslust" heißt die originelle Schau nicht von ungefähr.
Womöglich sind die Geweihstangerln von Hilde De Decker (aus Gummi oder
aus Silber) wirklich als Balzkampfzubehör zu gebrauchen. Bei diesem
Nachtrag zur Evolution, die den Menschenmann auf der Stirn ja eher
stiefmütterlich behandelt hat (im Vergleich zum Damhirsch), hapert's
freilich noch an einem ausgereiften Befestigungsmechanismus. Vorerst
müsste man sich also mit der Notlösung begnügen, das Geweih (das
allerdings nicht einschüchternder wirkt als Bambis Kopfschmuck am Ende vom
gleichnamigen Roman) an die Wand zu kleben und sich drunter zu stellen
(siehe Abbildung). Und wenn ein Weibchen in der Nähe ist, vielleicht
imponiert man dem. Körperkunst voller Ironie und voller Möglichkeiten.
Herkömmlich sind die Stücke allesamt nicht, die die Fantasie des
Trägers schon allein dadurch herausfordern, dass nicht immer klar ist, wo
man sie denn nun trägt.
Das Skelett gleich direkt schmücken? Christoph
Zellweger kombiniert auf sinnlichste Weise echte Knochen mit geschmeidigen
Formen aus verführerisch glattem Metall, die sich an die Knochen schmiegen
wie polierte Amalgamplomben ins ausgebohrte Kariesloch. Und weil die
Metallstücke frappierend ans Prinzip "künstliches Hüftgelenk" erinnern,
schwant einem, dass dieser Schmuck subkutan verabreicht wird. Ist aber
ausgeschlossen, weil man dann ja nur mit seinem Röntgenbild angeben
könnte. Und es zu einer ethisch bedenklichen Auffassung von
"Familienschmuck" kommen könnte ("Das künstliche Hüftgelenk ist schon seit
Generationen in der Familie"). Bei manchen Stücken aus medizinischem Stahl
gibt's ein Gummiringerl dazu. Natürlich für eine Befestigung außen am
Körper. (Es würde ja auch niemand etwa einen Herzschrittmacher mit einem
Gummiringerl am Herzen festschnallen.) Und von Iris Eichenberg: Kreative
Materialmix-Objekte.
Es kann sich eigentlich nur um eine extreme
Freudsche Fehlleistung handeln, wenn sich die Leute von der Bodenkontrolle
in Houston plötzlich aus der unerfreulichen Apollo-13-Mission ausklinken
und stattdessen auf ihrem Bildschirm einen Touch down sehen (vom American
Football). Denn der Apollo-13-Mission hat es ja gerade an einem gefehlt:
einem Touch down auf dem Mond. Verantwortlich für die Sehstörung ist aber
trotzdem nicht Freud, sondern Philipp Haselwanter (bis 30. August in der
Galerie der Alten Schmiede, Schönlaterngasse 7a), der so manches
zusammenmischt in seinen formal und inhaltlich sehr dichten und sehr
wilden Siebdrucken, in denen sich der Betrachter zurechtfinden muss wie
Messer und Gabel im Mittagessen. Durchaus spannende und unterhaltsame
Arbeiten voller witzig banaler oder nur banaler Wortspielereien. In einer
Besetzungsliste tauchen etwa ein Captain Areyou, ein Lieut. Readyfor und
ein Major Nextlevel auf (Letzterer wird gespielt von Fini Sage, die wohl
die jüngere Schwester der Frau Verni Sage ist).
Erschienen am: 17.08.2001
Erzabtei St. Peter in Salzburg: "Kremser Schmidt"
Kunsthalle Wien im MuseumsQuartier: Eröffnungsschau "Eine barocke Party"
bis 16. September zu sehen
BAWAG Foundation: "Atelier van Lieshout"
Kunsthalle Krems: Sammlung des Museums am Ostwall
KHM
im Palais Harrach: Überblick über das Werk von Ernst Fuchs
Dommuseum: "Der Salzburger Hofmaler Jacob Zanusi"
Freilichtmuseum Gerersdorf: Schmögner
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