Kultur

"Wir haben hier keine Gemischtwarenhandlung!"

16.07.2007 | SN
Die Wiener Kunsthändler Alois Wienerroither und Eberhard Kohlbacher feiern Zehnjahrjubiläum MAGDALENA MIEDL

Magdalena Miedl Interview Wien (SN). Seit zehn Jahren verkaufen die Wiener Kunsthändler Alois Wienerroither und Eberhard Kohlbacher Kunst. Ihre "Austrian Fine Art" hat sich als eine renommierte Adressen für Klassische Moderne etabliert. Zum Jubiläum baten die SN um ein Gespräch.Sie kaufen und verkaufen international, Ihr Schwerpunkt ist aber die "Austrian Fine Art". Kohlbacher: Wir hatten zuerst kein Geld und keine Möglichkeiten. Durch die Spezialisierung auf Klassische Moderne in Österreich und in den letzten Jahren verstärkt international konnten wir uns abheben. Wir haben hier keine Gemischtwarenhandlung, sondern sind hoch spezialisiert. Wie hat das begonnen? Wienerroither: Es hat mit dem Nachlass eines Künstlers begonnen, Arthur Brusenbauch. Das war ein Künstler der Secession, dessen Sohn ich gekannt habe. Der war auch Maler, und da war ich schon mit 15 bei ihm und habe ihm zugeschaut. Mit 17 hab ich die ersten Zeichnungen gekauft Als ich dann aus Attersee nach Wien gekommen bin, bin ich ständig ins Dorotheum gegangen und habe mir die Auktionen angeschaut.Kohlbacher: Wir haben beide Wirtschaft studiert, haben uns aber erst später kennen gelernt. Ich bin aus Salzburg nach Wien gekommen. Ich hab mich aber immer mehr um die Bilder gekümmert als um die Wirtschaft, das war schon neben dem Studium am wichtigsten.Wer sind Ihre Kunden? Wienerroither: Das streut sich sehr. Wir haben ja nicht nur superteure Sachen, wir haben auch Aquarelle um ein paar hundert oder tausend Euro, die beachtenswert sind. Da kommen manchmal sogar Studenten und kaufen etwas.Kohlbacher: Wir haben eigentlich mit Kunstheurigen angefangen: Da gab es einen Freundeskreis, den wir jede oder jede zweite Woche eingeladen haben, eine Runde Interessierter. Da haben wir eine Zeit lang Bilder angeschaut und diskutiert, und nachher sind wir zum Heurigen gefahren. Das waren unsere Kunstheurigen, die wir jahrelang gemacht haben, und da waren auch junge Kunden dabei.Wo liegen Ihre Präferenzen? Wienerroither: Arbeiten von Josef Floch stellen wir seit Jahren immer wieder aus.Kohlbacher: Natürlich hätten wir gern ein Ölbild von Ernst Ludwig Kirchner aus 1915, aber das kostet heute zehn Millionen Dollar. Aber es ist schon toll, wenn man eine schöne Brücke-Zeichnung bekommt, wie jetzt unsere "Badenden" von Kirchner. Das könnte jetzt ohne Weiteres in der Albertina hängen, in der "Brücke"-Ausstellung.Woher kommen die Kirchners und Faistauers noch? Kohlbacher: Warum soll es denn nichts mehr geben? Die Sachen existieren ja, und es wird darauf aufgepasst, und weil niemand ewig lebt, kommen immer wieder Nachlässe auf den Markt.Wienerroither: Es gibt eine durchschnittliche Fluktuation auf dem Markt. Früher hat man gesagt, etwa eine Generation. Und es gibt andere Gründe: Jemand wechselt das Sammelgebiet und schichtet um und verkauft bedeutende Sachen.Kaufen auch Museen bei Ihnen? Kohlbacher: Ja, wir haben auch der Albertina schon verkauft. Die hat von uns ein tolles Aquarell von Oskar Kokoschka erworben.Wienerroither: Das Belvedere hat von uns einen Oppenheimer gekauft, ein fantastisches frühes Bild. Und wir haben genau gewusst, irgendwann tut es uns sehr leid, dass wir es verkaufen. Aber wer als Händler den Handel aufrecht erhalten will, muss die Sachen wieder hergeben.

Kohlbacher: Wir leben vom Bewegen der Dinge. Zu glauben, man sitzt da und es wird alles von selbst mehr wert - das ist ein Märchen. Da steckt eine Menge Arbeit dahinter, bis alles Wissenswerte zum Bild recherchiert ist, und dann muss es auch einen neuen Platz finden.

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