28.02.2003 14:13
Aus einer polarisierten Gesellschaft
John Heartfields antifaschistische "Fotomontagen 1928 - 1939" im
Karikaturmuseum Krems
Krems - Mit John Heartfields antifaschistischen
"Fotomontagen 1928 - 1939" betritt das im September 2001 eröffnete
Karikaturmuseum Krems Neuland: Die von Sonntag (2. März) bis zum 11. Mai
gezeigte Ausstellung von Werken des bedeutenden Dadaisten im Berlin der
dreißiger Jahre ist die erste Schau, die - abseits des gezeichneten Humors - die
ernste, politische Satire in den Mittelpunkt rückt. Für den künstlerischen
Leiter des Museums an der Kunstmeile, Severin Heinisch, ist das
Gemeinschaftsprojekt mit der Berliner Akademie der Künste die Bestätigung für
die Entwicklung zu einem der führenden Häuser im Bereich der satirischen und
kritischen Grafik.
Im Vorfeld der Eröffnung erläuterte Peter Zimmermann
(Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin) seine Intention, aus dem mit
über 4.500 laufenden Nummern umfangreichen Gesamtwerk Heartfields - von Dada
über Buchumschläge bis zu Grafiken aus der DDR-Zeit - in der für den zur
Verfügung stehenden Raum konzipierten "kleinen, konzentrierten Schau" den
geschichtlichen Österreich-Bezug herauszuarbeiten. Darüber hinaus soll die
Gegenüberstellung der - mehr als betroffen machenden - Fotomontagen (u.a. Hitler
als Kaiser Wilhelm-Karikatur) mit den offiziellen Plakaten (u.a. "Ein Volk - ein
Reich - ein Führer", Olympic Games - Berlin 1936) sowie von Heartfield selbst
mit Propaganda-Minister Josef Goebbels die Polarisierung der Gesellschaft
verdeutlichen. Zimmermann will damit auch den Besucher anregen, die Funktion des
Bildes zu hinterfragen.
Eigentlich: Helmut Herzfelde
Der
Künstler (1891-1968), der am Tag ihrer Gründung, am 31. Dezember 1918, in die
KPD eintrat und 1933 in die USA emigrierte, nahm für die
Arbeiter-Illustrierten-Zeitung (AIZ) Hitlers Propaganda aufs Korn, wobei er die
Fotomontage perfektionierte und "das Unsichtbare sichtbar machte", zitierte
Zimmermann den deutschen Autor Alfred Andersch. Bereits während des ersten
Weltkrieges hatte der Künstler seinen Namen aus Protest gegen die politischen
Zustände von Helmut Herzfelde zu John Heartfield anglisiert.
Wichtig ist
dem Kurator auch, auf die Kooperation des Künstlers mit seinem -
intellektuelleren - Bruder, dem Verleger Wieland Herzfelde, hinzuweisen. Die
Annäherung an das Leben Heartfields, der mit sieben Jahren seine Eltern verloren
hatte, sei bei allem vorhandenen Bildmaterial insofern schwierig, als der
Künstler keinerlei schriftliche Aufzeichnungen hinterließ.(APA)