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24.12.2001 - Ausstellung
Albertina: US-Tournee vor der Wiedereröffnung im März 2003 mit Munch
Klaus Albrecht Schröder, Albertina-Direktor, im Gespräch über Auslandstourneen, königlichen Eröffnungsglanz aus Norwegen und neue Bilderrahmen.
VON STEFAN MUSIL


Wien muß sich noch gedulden. Pittsburgh, Louisville und Fresno in Kalifornien heißen von 5. Jänner bis 3. August die Stationen, wo unterm Titel "Von der Renaissance zum Rokoko" Glanzlichter der Graphischen Sammlung Albertina gezeigt werden. "Bis zur Eröffnung am 17. März 2003 ist das Palais neun Jahre geschlossen. In dieser Phase ist es uns daran gelegen, repräsentative Ausstellungen im Ausland zu zeigen", erklärt Klaus Albrecht Schröder.

Konservatorische Bedenken hat er nicht: "Die Blätter sind fast acht Monate ausgestellt. Das mag überraschen, aber ich halte es wie das British Museum. Wir zeigen Blätter einen längeren Zeitraum, lassen sie dann aber länger ruhen. Ich habe, seit ich Direktor bin, auch daran gearbeitet, daß wir noch bessere Präsentationsbedingungen finden." Viele Hauptwerke haben historische Rahmen bekommen, alte oder nachgebaut. Geschützt wird das Papier durch ein Spezialglas, das "absolut spiegelfrei ist".

US-Geld für Renovierung

Eine solche Tournee hat natürlich auch einen ökonomischen Hintergrund: "Wir trennen uns nicht sorglos von Hauptwerken, sondern wir erhalten dafür einen finanziellen Tribut. Sämtliche Kosten werden getragen, darüber hinaus wird ein mehrstelliger Millionenbetrag gezahlt, den wir brauchen, um die Albertina zu renovieren - und unser Rahmungskonzept durchzuführen. Es ist mein Ziel, bei der Dürer-Retrospektive im Herbst 2003 alle Blätter durchgehend in historischen Rahmen und hinter Spezialglas zu zeigen. Dafür investieren wir etwa sechs Millionen Schilling."

Wie sieht es mit der Rechtssicherheit in den USA aus? "Die US-Tournee ist reine Altmeister-Schau und daher von der Provenienzfrage zweifelsfrei unbelastet. Unabhängig davon geben wir keine Leihgabe mehr in die USA, ohne eine ,Federal Indemnity', also jene Befreiung gegen Rechtseingriffe, die nur auf Anweisung des Präsidenten gegeben wird."

Nach den USA reist die Schau bis Dezember 2003 nach Australien. Drei Monate später gilt es, das Albertina-Palais mit einer Munch-Schau zu eröffnen.

Schröder ist auch dafür schon aktiv: "Erst vor wenigen Wochen war ich in Oslo und habe sichergestellt, daß die norwegische Königin Sonja zur Eröffnung kommt. Es ist die größte Munch-Ausstellung, die es je gegeben hat". Warum wird ein für seine Altmeister-Zeichnungen berühmtes Haus mit Munch wiedereröffnet? Schröder: "Wir haben neunzig Munchs. Natürlich sind wir für Dürer bekannt, aber um klarzustellen, daß wir in der klassischen Moderne wichtige Bestände haben, habe ich Munch gewählt. Nach dem Sommer ist die zweite große Schau Dürer gewidmet."

Der österreichische Kunsthistorikerverband zeigte sich jüngst vom Entwurf zur neuen Museumsordnung der Albertina besorgt. Doch diese Bedenken zerstreut Schröder: "Insgesamt vierzig oder fünfzig Institutionen lag der Entwurf zur Beurteilung vor, und alle haben positiv reagiert - nur dieser private Verein negativ. Für das Ministerium ist der Entwurf gar richtungsweisend und mit Vorbildwirkung."

Auch wehrt sich Schröder gegen Vorwürfe, die Forschung in der Albertina käme zu kurz. So würde derzeit vieles zum ersten Mal wieder bearbeitet: Seit 1971 zum ersten Mal Dürer, seit Benesch wieder Rembrandt, und für 2005 soll der Rubensbestand erstmals seit 1977 wieder bearbeitet werden. Die Digitalisierung, für die zuletzt die Mittel fehlten, kann wieder vorangetrieben werden. Die Albertina bekam dafür Sondergeld vom Ministerium.

Schließlich hat Bundesdenkmalamts-Präsident Wilhelm Georg Rizzi mitgeteilt, daß es keine Bedenken mehr gegen die Baupläne gäbe. Hans Hollein wird also die Rampe umbauen, und auch die beiden Geschosse zum Albertinaplatz hin neu gestalten: Wellen aus Stein im Sockelbereich, über denen eine Reihe von "Bullaugen" sitzen. Darüber thront die historische die Fassade, die um 32 Bundes-Millionen rekonstruiert wird.



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