SALZBURG (ag.). Die umstrittene Skulptur "Arc de Triomphe" der Wiener
Künstlergruppe "Gelatin" wurde heute, Freitag, abegbaut. Bereits am
Vormittag haben die Arbeiten Max-Reinhardt-Platz in Salzburg begonnen.
Noch bevor die auf Kunstwerke spezialisierte Speditionsfirma HS-Art an die
Arbeit gehen konnte, haben schon in der Früh Männer der Berufsfeuerwehr
den Holzverschlag entfernt. Der nackte Mann mit erigiertem Penis wurde auf
eine Palette gestellt und von einem Kran in die Höhe gehievt. Am
späten Nachmittag befand sich die Statue am Weg auf der Westautobahn nach
Wien: Die Speditionsfirma überstellte in einem Sondertransport den nackten
Mann mit erigiertem Penis in eines ihrer Lager.
Wer zahlt?
Die Rechnung für den Abbau zahlt das Rupertinum, wer den Transport und
die Kosten für die Lagerung berappen wird, stand vorerst nicht fest. Kaum
nennenswert seien die durch die Hitze entstandenen Schäden, wurde
mitgeteilt.
Erleichterung
Erleichtert über den Abtransport der umstrittenen Skulptur "Arc de
Triomphe" der Wiener Künstlergruppe "Gelatin" zeigten sich Salzburgs
Politiker. "Ich bin froh, dass der Spuk beziehungsweise Unfug vorbei ist",
meinte Bürgermeister Heinz Schaden (S). Ähnlich äußerte sich auch
Landeshauptmann Franz Schausberger (V), der sich erfreut darüber zeigte,
dass "die Posse ein Ende hat".
Haftung ausgeschlossen
Jede Haftung der Stadt für etwaige Schäden, welche die Skulptur
eventuell erlitten haben könnte, schließt Schaden aus. Das Vorgehen und
Verhalten der Direktorin des Museums der Moderne Rupertinum, Agnes
Husslein-Arco, habe der Stadt geschadet, meinte der Bürgermeister, der
sich nicht mehr weiters über die Causa äußern wollte.
Sensiblere Befassung
Mit der Aufstellung von Kunstwerken auf öffentlichen Plätzen werde man
sich künftig etwas sensibler befassen müssen, sagte der Landeshauptmann.
In der ganzen Angelegenheit habe es Überreaktionen auf beiden Seiten
gegeben. "Salzburg ist in aller Munde - ob negativ oder positiv." Wichtig
sei für ihn, dass jetzt die Gerichte nicht damit befasst würden, so
Schausberger. Inhaltlich wolle er sich nicht mehr äußern.
Spuk vorbei
Er habe mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, "dass mit dem
Abtransport der Spuk vorbei ist", sagte Kulturlandesrat Othmar Raus (S).
Es sei schade, dass der Ausstellung "Jean Dubuffet" nicht so viel
Aufmerksamkeit zugekommen sei, wie sie es verdient habe, so Raus und
Schausberger. "Kunst und Freiheit sind im Spannungsfeld der Gesellschaft -
beide sind aber nicht grenzenlos frei", betonte Raus.
Husslein enttäuscht
Die Rupertinum-Chefin zeigte sich in ihrem Resümee über die Politiker
enttäuscht. Sie werde sich aber nicht unterkriegen lassen, unterstrich
Husslein. Das Kunstwerk werde sicherlich nicht auf dem Müll landen, es
gebe schon Interessenten.
Demonstration kultureller Intoleranz
Als beschämende und entlarvende Demonstration kultureller Intoleranz
und provinziellen Spießbürgertums bezeichnete Rektor Gerald Bast von der
Wiener Universität für angewandte Kunst die "Einhausung" und nun auch noch
erzwungene Entfernung der Skulptur durch die Salzburger Stadtpolitik.
"Erbärmlich und skandalös"
"Es ist erbärmlich und skandalös, wie brachial mit Kunst und Künstlern
umgegangen wird, die die Idylle der satten Selbstzufriedenheit ein wenig
irritieren könnten: Zunächst wird das Kunstwerk mit einem Bretterverschlag
zugenagelt. Und als man realisiert, dass dies vielleicht als öffentliche
Manifestation der eigenen Geisteshaltung verstanden werden könnte
(Stichwort: Brettl vorm Kopf), wird das Kunstwerk samt Bretterverschlag
weggeschafft", resümierte Bast.
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