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Mit zwei lachenden Augen in die Zukunft

24.03.2011 | 18:30 | von stefan musil (Die Presse)

Das Karikaturmuseum in Krems feiert Geburtstag. Direktorin Jutta Pichler bilanziert über zehn erfolgreiche Jahre und hat ein besonderes Jubiläumspaket geschnürt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Krems. Seit zehn Jahren hat die Karikatur einen fixen und auch einzigen Platz in der österreichischen Museumslandschaft. In Krems, im Verband der dortigen Kunstmeile, wurde im September 2001 das Karikaturmuseum eröffnet. Einer der bedeutendsten lebenden Karikaturisten des Landes, Ironimus, hat in seinem „zivilen“ Beruf, als Architekt Gustav Peichl, das in seiner clowngesichtigen Fassade humoristisch verspielte Museum entworfen. Im heurigen Jahr ist also Jubiläum angesagt und damit auch der Anlass gegeben, Rückschau zu halten. „Als das Museum eröffnet wurde, war nicht abzusehen, wie sehr es von der Öffentlichkeit akzeptiert wird. Wir sind alle sehr zufrieden mit der Entwicklung. Wir haben es geschafft, interessante Ausstellungen zu zeigen, sowohl Personalen als auch Themenausstellungen. In dieser Hinsicht haben wir in Österreich ein neues Feld aufbereitet. Inzwischen haben wir ein sehr versiertes Publikum, das gerne immer wieder kommt. Das Museum hat sich auch als Anlaufstelle und Infopool für Künstler und Interessierte etabliert“, zieht die Direktorin des Hauses, Jutta Pichler, die erfolgreiche Bilanz. Die studierte Theologin und Kunsthistorikerin war von Anfang an im Haus tätig und ist seit fünf Jahren dessen Direktorin.

 

Museumswürdige Karikaturen

Auch in nackte Zahlen gegossen kann sich die Zehnjahresbilanz sehen lassen: Rund 800.000 Besucher in 46 Ausstellungen mit 3800 Werken von 280 Künstlern wurden in der Zeit seit der Eröffnung gezählt.

Als österreichisches Kompetenzzentrum kooperiert man dabei mit anderen wichtigen europäischen Institutionen wie dem Cartoonmuseum Basel, dem Wilhelm-Busch-Museum in Hannover, dem Caricatura Museum in Frankfurt oder dem Olaf-Gulbransson-Museum am Tegernsee. Mit der Eröffnung des Hauses begann das Land Niederösterreich auch eine eigene Sammlung für Karikatur aufzubauen. Grundstock sind Arbeiten von Manfred Deix, dem eine Dauerpräsentation im Haus gewidmet ist, und Ironimus, nach dem ein Kabinett für politische Karikatur benannt ist. „Die Sammlung besitzt bereits einige tausend Blätter an Originalgrafiken. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Arbeiten des 20. Jahrhunderts. Es gibt aber auch wichtige historische Positionen aus der vierhundertjährigen Geschichte der Karikatur“, so Jutta Pichler.

Aber was macht eine Karikatur denn eigentlich museumswürdig? „Natürlich ist es eine berechtigte Frage, wie weit man Karikaturen musealisieren kann. Für mich ist es diesbezüglich bedeutend, dass Karikatur ein Teil der bildenden Kunst ist. Karikatur ist ein wichtiges Bildungs- und Kulturgut und muss daher bewahrt und zugänglich gemacht werden. Das Spannende an der Karikatur ist auch, dass sie über gesellschaftliche Entwicklungen Aussagen trifft, sei es historisch oder gegenwärtig“, erklärt die Direktorin. An die Frage der Museumswürdigkeit knüpft dann auch augenzwinkernd eine Ausstellung im Jubiläumsjahr an. „Auf ins Museum“ heißt das Projekt, für das Karikaturisten aufgefordert sind, ein aus ihrer Sicht ultimatives Meisterwerk abzuliefern.

 

Streifzug durch 400 Jahre

Ein weiteres für Pichler ganz zentrales Projekt zum zehnjährigen Bestehen ist aktuell in Krems zu sehen. Die Ausstellung „Ich traue meinen Augen nicht“ bietet einen Streifzug durch 400 Jahre Karikatur und Bildsatire. Die von Werner Hoffmann kuratierte Schau zeigt anhand von kunsthistorischen Highlights, vor allem aus der Sammlung Werner Nekes, die Geschichte der Karikatur von den Anfängen bis in die Gegenwart. Jutta Pichler ist besonders glücklich, mit Werner Hoffmann einen „Fachmann für Karikatur und Bildsatire und einen ganz wichtigen europäischen Kunsthistoriker gewonnen zu haben. Für ihn ist die Karikatur eine Randkunst, die aber die bildende Kunst, vor allem die Entwicklung der Moderne, sehr stark beeinflusst hat. Daher ist es besonders spannend, die Karikatur im Kontext und als Teil der bildenden Kunst zu sehen – gerade im Jubiläumsjahr ist dieses Statement des Hauses ganz wichtig.“ Einen weiteren Geburtstag zum Jubiläum feiert man darüber hinaus noch mit Gerhard Haderer. Aus Anlass seines Sechzigers präsentiert man in Krems im Herbst seine „feinen Schundheftln“ „Moff. Gangster der Herzen“. Eine Ausstellung im Rahmen des gemeinsam mit dem Nextcomic-Festival und dem Lentos Linz, dem Caricatura Museum Frankfurt und dem Villacher Satireherbst veranstalteten Projektes „Haderer. Bis der Arzt kommt“.

Solches zeigt dann auch schon eine neue Stoßrichtung auf. Denn Comic ist für Pichler ein weiteres Zukunftsgebiet für ihr Programm. Die Themen werden dem Karikaturmuseum Krems nicht so schnell ausgehen – Hauptsache, es darf auch weiterhin geschmunzelt werden.


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