Die ehemalige Bankerin Claudia Schmied (geb. 1959) ist seit 2007 Ministerin für Unterricht, Kunst und Kultur.
Keine Bundeshaftung für Nordkorea-Ausstellung im Mak
Wien - Als Kunstkritik oder gar sanfte Form der Zensur will es Finanzminister Josef Pröll nicht verstanden wissen. Aber die Haftung in der Höhe von 6,3 Millionen Euro für die Ausstellung nordkoreanischer Kunst, die am 18. Mai im Museum für angewandte Kunst eröffnet wird, wird der Bund nicht übernehmen. Die Gemälde sind erstmals außerhalb Nordkoreas zu sehen.
Prölls Pressesprecher Daniel Kapp spricht von "Reputationsrisken" für Österreich. Die Ausstellung Blumen für Kim Il Sung scheine, so argwöhnt er im Namen seines Herrn, keine kritische Reflexion über angewandte Kunst in Diktaturen zu sein, sondern stelle diktatorenverherrlichende Werke aus. Das Mak könne sich bei einer privatwirtschaftlichen Versicherung um, "moderate 8600 Euro" (Kapp) selbst versichern. Allerdings: Die Bundeshaftung würde das Mak gar nichts kosten.
Es sei, sagt Kapp, kein Mangel an Respekt vor der Freiheit der Kunst. Die Ausstellung sei auch nicht infrage gestellt: "Aber wenn Schäden entstehen, stellt das Finanzministerium kein Steuergeld zur Verfügung." (asch, DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.04.2010)
Standard: Ihre Personalfindungen sind berühmt-berüchtigt. Warum agieren Sie nicht transparenter?
Schmied: Es gibt immer eine Findungskommission, sie ist nur nicht formell eingerichtet. Ich habe ein Telefon, ich bin mit vielen Menschen in Kontakt. Auch wenn es eine formale Findungskommission gibt wie beim Naturhistorischen Museum, ist das persönliche Erleben der Person in ihrem Umfeld ausschlaggebend. Am Ende des Prozesses bin ich ganz sicher, die richtige Entscheidung zu treffen.
Standard: Das Geheimhalten Ihrer Berater nährt Gerüchte: Wer flüstert der Ministerin ein, etwa jetzt bei der Bestellung Eva Schlegels zur Biennale-Kommissärin für Venedig?
Schmied: So geheimnisvoll ist das nicht. Die Netzwerke wachsen von Tag zu Tag.Und ich scheue mich nicht, Persönlichkeiten direkt anzusprechen.
Standard: Wollen Sie zwecks Entmystifizierung ein paar Ihrer informellen Berater nennen?
Schmied: Nein.
Standard: Am 5. Mai werden Sie die neue Mumok-Chefin präsentieren. Stört es Sie nicht, dass Karola Grässlin-Kraus das Museum vorerst nebenberuflich führen wird?
Schmied: Davon kann keine Rede sein. Es wird eine kurze Übergangsphase geben, doch schwerpunktmäßig ist Frau Kraus ab Oktober hier.
Standard: Diese "kurze Übergangsphase" begrenzt Kraus mit März nächsten Jahres.
Schmied: Das entspricht nicht der Realität.
Standard: Welche Job-Description gab es - außer, dass es eine Frau sein sollte?
Schmied: Genau das hat am wenigsten gestimmt bei allen Mutmaßungen und Gerüchten. Sicher freue ich mich, wenn ich Frauen in Position bringen kann. In diesem Fall haben wir das Anforderungsprofil gemeinsam mit dem Kuratoriumsvorsitzenden des Mumok, Wolfgang Zinggl, entwickelt ...
Standard: ... der sich zurückhaltend zu Ihrer Wahl geäußert hat. Und das Kuratorium war verschnupft, nicht mehr in die Entscheidungsfindung einbezogen gewesen zu sein.
Schmied: Ab dem Zeitpunkt, da die Bewerbungen eingehen, ist es ein iterativer Prozess. Wie bei einem Puzzle ergeben viele Gespräche, Erkundungen, Wahrnehmungen ein Gesamtbild. Beim Anforderungsprofil für die Mumok-Leitung war mir die fachliche Qualifikation wichtig, die Leitungskompetenz, das internationale Kontaktnetz und dass die Aufgabe den Lebensmittelpunkt darstellt. Es geht auch darum, wie wirkt die Person in und mit dem System.
Standard: Sie haben nach eigener Aussage Frau Kraus etwa sechs Stunden in und mit dem System beobachtet. In so kurzer Zeit trauen Sie sich eine auch fachlich richtige Entscheidung zu?
Schmied: Ja. Diese persönliche Einschätzung ist für mich nicht delegierbar. Ich bin der Ansicht, dass jeder Direktor sowohl für sein Museum verantwortlich ist als auch für den Gesamtauftritt aller Bundesmuseen. Ich versuche, das "Ich" zu stärken, aber auch, dass man gemeinsam in das "Wir" kommt. Es geht, um es abgehoben intellektuell zu formulieren, um das Ich im Wir und das Wir im Ich. Daher ist Vertrauen wichtig.
Standard: Klingt nach oberster Therapeutin der Kunstszene?
Schmied: (lacht) Ich bin Kunst- und Bildungsministerin.
Standard: Wenn Sie eines der beiden Ministerien hergeben müssten: Welches wäre es?
Schmied: Keines. Die Verbindung der beiden Ressorts ist programmatisch und zukunftsweisend. Ich wäre sogar bereit, das Finanzministerium dazuzunehmen.
Standard: Fühlen Sie sich unterbeschäftigt?
Schmied: Ich brauche die Finanzierung für meine Vorhaben. Gerade vor dem Hintergrund neoliberaler Strömungen und der Finanzmarktentwicklung ist die Verantwortung des Staates für die Förderung und Finanzierung von Kunst und Kultur hochzuhalten. Dafür werde ich politisch kämpfen. Auch und gerade in schwierigen fiskalpolitischen Zeiten.
Standard: Der Finanzminister ist empört, dass für die kommende Mak-Ausstellung über nordkoreanische Kunst öffentliche Gelder ausgegeben werden, und verwehrt die Bundeshaftung. Was halten Sie dem entgegen?
Schmied: Es ist erstaunlich, wie die Wellen hochgehen. Ich stelle mich natürlich voll und ganz hinter die Direktion. Es ist das erste Mal, dass Kunst aus Nordkorea in Europa zu sehen sein wird. Ich finde es wichtig zu zeigen, wie in solchen Regimen mit Kunst und Künstlern umgegangen wird, welche Erwartungen sie erfüllen müssen. Diese Sicht auf andere Kulturen muss einfach möglich sein.
Standard: Peter Noevers Vertrag als Direktor des Mak läuft 2011 aus. Wird seine Nachbesetzung wieder eine Überraschungsparty?
Schmied: Beim Mak haben wir noch viel Zeit vor uns. Zu dem Thema möchte ich jetzt noch nicht sprechen.
Standard: Mit Noever scheinen Sie ein gutes Arbeitsverhältnis zu haben. Andere Direktoren klagen über mangelnde Kommunikation.
Schmied: Mich interessiert nicht, was A über B zu C sagt. Ich bin für direkte Kommunikation.
Standard: Aber genau die vermissen ja die Direktoren.
Schmied: Wenn mehr Kommunikation und mehr Kontakt gewünscht werden, freut es mich, weil ich es auch als Wertschätzung meiner Person und Arbeit sehe. Möglicherweise werde ich von der breiten Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen. Aber ich möchte keine Seitenblicke-Ministerin sein.
(Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.04.2010)
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"Ich
versuche, die "Inkompetenz" zu stärken, aber auch, dass man gemeinsam
in die "Inkompetenz" kommt. Es geht, um es abgehoben intellektuell zu
formulieren, um die Inkompetenz im Wir und das Wir in der Inkompetenz.
Daher ist Vertrauen (in die Inkompetenz) wichtig."
Standard: Wollen Sie zwecks Entmystifizierung ein paar Ihrer informellen Berater nennen?
Schmied: Nein. (Anm.: Falsche Antwort!)
Bürger (Mehrzahl): Raten Sie mal, wer demnächst keine Steuern mehr für solche Frechheiten hergibt!
Schmied: Wenn mehr Kommunikation und mehr Kontakt gewünscht werden,
freut es mich [...] Möglicherweise werde ich von der breiten
Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen.
Bürger: Danke, wir sind schon bedient! Suchen Sie die Einsamkeit!
v.a. bei den Journalistinnen, die immer wieder versuchen, ihr doch noch was Sinnvolles zu entlocken und sich nicht genieren deren Platitüden im Ganzseitenformat groß aufzublasen.
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