DIE WELT.de

Muslime wollen Kaaba-Kunstwerk

Aber in Italien interessiert keinen der Würfel für Venedigs Markusplatz

Ob Gregor Schneider je daran gedacht hat, die Installation seines Kaaba-schwarzen großen Würfels auch einmal der deutschen Bundesregierung für eine Installation auf dem Pariser Platz anzubieten, oder vielleicht Ariel Scharon, um damit auf dem geräumigen Platz vor der Jerusalemer Klagemauer einmal mit Hilfe der Kunst einen kleinen "Dialog zwischen den Religionen anzuregen"? All das hat in Italien keiner erfahren. Es hat aber auch keiner danach gefragt. Zu absurd mutete den meisten italienischen Medien offenkundig die Vorstellung an, den suggestiven rabenschwarzen Würfel auf dem höchst verletzlichen Markusplatz in Venedig aufzustellen, als sei er nichts weiter als eine neue und besonders gewagt gestaltete Taubenbekleckeranlage.

Als sich die venezianischen und römischen Behörden auf dieses Abenteuer nicht einlassen wollten, konnten sie grosso modo jedenfalls auch bei ihren notorischen Kritikern für diese Entscheidung auf das Einverständnis des gesunden italienischen Menschenverstandes hoffen. Interessierte Italiener müssen dazu schon ein wenig Deutsch lernen und im Cyberspace nördlich der Alpen surfen. Denn in Italien findet die Debatte nicht statt - nicht einmal als Vorwand, um der Mitte-Rechts-Regierung ein weiteres Mal "die Maske vom Gesicht zu reißen".

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland bedauerte hingegen das Verbot. Denn religiöse Gefühle wären durch das Kunstwerk nicht verletzt worden. Außerdem sei es nicht verboten, die Kaaba darzustellen, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas. "Die Entscheidung ist nicht förderlich für den Dialog zwischen Muslimen und Christen." Der Würfel hätte "mit Sicherheit" eine Diskussion über den Islam ausgelöst, so Elyas. Paul Badde/dpa


Artikel erschienen am Sa, 18. Juni 2005

Artikel drucken
© WELT.de 1995 - 2005