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Verkehrte Welt der Kunst

Die Welt auf den Kopf zu stellen, ist die "Masche" von Georg Baselitz. Dass der Maler auch ein fabelhafter Grafiker ist, beweist er bei Kugler.

INNSBRUCK (schlo). Zwei riesige Linolschnitte dominieren die Ausstellung des schon leicht verglühenden deutschen Superstars der internationalen Kunstszene. Schneidend allein schon dieses Großformat formal zu bewältigen, ist eine Leistung an sich.

Der inzwischen 65-jährige Baselitz konnte oder wollte sich in seiner Kunst nicht vom Gegenständlichen trennen. Da es ihm aber primär nicht um das Darstellen von Menschen oder Landschaften, sondern allein um gute Malerei geht, stellt er seine Bilder auf den Kopf. Auch seine Grafiken, die "Scènes erotiques" zwischen Marcel Duchamp und unbekannten Schönen darstellen. Baselitz reduziert hier den revolutionären Konzeptualist mit raschen Strichen auf den allein von seinen Trieben gesteuerten Mann.

Zu sehen ist in der Galerie Kugler außerdem eine Serie von vier Monotypien. Ihre Basis ist ein und dieselbe Radierung seiner Frau, die in einer zweiten Ebene höchst reizvoll variiert wird.

Wieder um Paare kreist dagegen eine Reihe formal reizvoll aufgelöster Strichätzungen, während die ganz frühen Kaltnadelradierungen von Georg Baselitz sehr malerisch angelegt sind, mit wenigen Strichen auskommen.


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Galerie Kugler, Burggraben 6, Innsbruck; bis 15. November, Dienstag bis Freitag 10 bis 12 und 15 bis 18.30 Uhr, Samstag 9.30 bis 12.30 Uhr
2003-11-04 16:24:30