Form.Farbe.Forschung

Ästhetische Entwicklungskizzen im Werk von Donald Judd.


Donald Judds künstlerische Anfänge liegen in der figurativen Malerei und Zeichnung. Die Gegenständlichkeit ließ er aber schon bald unter dem Einfluss des abstrakten Expressionismus hinter sich, und er begann Farbflächen nebeneinander zu setzen. Er verabscheute den malerischen Illusionismus der europäischen Tradition, und versuchte eigenständig Einheit und Unmittelbarkeit, Ordnung, Maßstab und Klarheit zu entwickeln, wie er sie in den Bildern Barnett Newmans, Mark Rothkos, Clifford Stills und Jackson Pollocks vorgefunden hatte.

Druckgrafik und Lithografie

Zur gleichen Zeit - 1960/61 - als sich jener dramatischer Wandel in Judds malerischem Werk vollzog, begann er sich vermehrt mit Druckgrafik, insbesondere mit Holzschnitt und Lithografie zu beschäftigen.

Ohne Titel, 1988-1990
Ohne Titel, 1988-1990

Die Holzschnitte erscheinen strahlend mit ihrer opulenten Farbigkeit und eigensinnig in ihrer schlichten, kargen Form. Die Druckgrafik, der sich Judd auch in den 80er und 90er Jahren immer wieder widmete, diente ihm als Experimentierfeld zur Erforschung von Material und Farbe.

Blech statt Leinwand

1962 war das Experiment Malerei beendet. In einem Werk aus demselben Jahr, das er 1991 nochmals bearbeitete, kann man deutlich die Hinwendung vom Bild zum Objekt verfolgen. Eine Sperrholzplatte, die mit Sand durchmischtem Kadmiumrot bemalt ist, enthält in der Mitte ein kleines kreisrundes rötlich bemaltes Glas. Das Objekt ist im Galerieraum aufgehängt. Die Kanten der Platte sind ebenfalls rot eingefärbt. Von einem klassischen Bild kann man hier nicht mehr sprechen. Eher von einem Objekt, das zufällig an einer Wand aufgehängt wurde.

Ohne Titel, 1962/1991
Ohne Titel, 1962/1991

Seit 1962 beginnt jener Prozess der Hinwendung zum Objekt, mit der Donald Judd berühmt werden sollte - seinen Metall- und Holzboxen. 1964/65 publizierte er den wichtigen Essay Specific Objects, worin er die Prinzipien der neuen Kunst beschrieben hat.

Die Farben

Der Abschied von der Malerei bedeutete aber nicht den Verlust von Farbe. Im Gegenteil. In den letzten zwanzig Jahren seines Oeuvres tauchen vermehrt bunte Quader aus Sperrholz und Aluminium auf. 1971 äußerte sich Judd in einem Interview mit John Copland über die Präferenz von Kadmiumrot gegenüber anderen Farben: "Ich schätze die Farbe und Qualität von Kadmiumrot. Und dann dachte ich auch, dass sie diese für ein Objekt helle Wertigkeit besitzt. Wenn man ein Objekt schwarz oder in irgendeiner anderen dunklen Farbe bemalt, lassen sich die Kanten nicht mehr präzise bestimmen. Bemalt man es in Weiß erscheint es klein und reduziert. Und rot, anders als auch ein Grauton in gleichen Abstufungen, erscheint mir als die einzige Farbe, die das Objekt präzise definiert und seine Kanten und Ecken deutlich hervortreten lässt."

Ohne Titel, 1968/1991
Ohne Titel, 1968/1991

Schon als Kunststudent hatte sich Judd mit Farbtheorie beschäftigt. Er besaß Arbeiten von kunsttheoretischen Schriften von Josef Albers und war ein exzellenter Kenner der Schriften von Goethe, Chevreul und Itten.

Tipp:

Die Ausstellung "Donald Judd. Der ganze Raum. Das Frühwerk 1955-1968" ist noch bis 21. Juli in der Kunsthalle Bielefeld zu sehen.

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