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Rund Schwarzes und eckig Weißes

Lois Welzenbachers Haller Parkhotel ist nach langer Agonie gesundet und hat noch dazu einen prächtigen Bruder bekommen.

INNSBRUCK. Mehr als 70 Jahre nachdem Lois Welzenbacher das ehemalige Turmhotel Seeber erbaut hat, erlebt es nun seine Wiedergeburt. Die Architekten Dieter Henke und Marta Schreieck konnten bei einem geladenen Wettbewerb weniger die Jury als die Bauherren überzeugen, weshalb sie als Zweitgereihte den Auftrag für den Um- bzw. Neubau des Parkhotels bekamen. Und nun, da das Projekt fertig ist, verstummen auch die ehemaligen Zweifler, die lieber den Welzenbacher-Bau als Solitär gesehen hätten, dem alles Heutige demütig untergeordnet ist.

Antwort auf gestern

Denn Henke/Schreieck stellen dem in seinem Äußeren sorgsam rückgebauten Welzenbacher-Bau selbstbewusst eine neue Architektur gegenüber. Doch nicht als Konkurrenz zu dem aus den Dreißigerjahren stammenden Haus hätten sie das ihre konzipiert, so die Architekten, sondern als Kontrapunkt zu diesem, als Antwort von heute auf das Gestern.

So dominiert in dem Welzenbacher-Bau der rechte Winkel, in dem neuen das Runde. Das alte Haus ist weiß, das neue schwarz. Welzenbacher hat in Massivbauweise gearbeitet, Henke/Schreiecks Hotel ist ein Skelettbau. Was beide Häuser verbindet, ist ihre horizontale Gliederung: bei Welzenbacher durch markant auskragende Balkone, bei Henke/Schreieck durch der Glasfassade vorgeblendete Lamellen.
Die ganz spezifische Atmosphäre Welzenbachers wieder erstehen zu lassen, war das Anliegen von Dieter Henke und Marta Schreieck. Das ist nach außen bis ins Detail exzellent gelungen, nicht zuletzt mit der Rekonstruktion der von einer fliegenden Konstruktion dominierten Pergola am Dach.

Innen wurde versucht, durch die Verwendung von Materialien das welzenbacherische Flair neu aufleben zu lassen, was in den Zimmern nur bedingt gelingen konnte, hat sich der Standard eines Hotelzimmers in den letzten 70 Jahren doch grundlegend gewandelt. Der Blick, der sich aus den Zimmern des neuen Hotels dagegen auf die umgebende Landschaft bietet, ist überwältigend.

Surfen im Kopf

Wie ein überdimensionales, in seinem Kern durch Lichtkuppeln erhelltes Gefäß ist der neue Turm in den Park hineingestellt, an den alten angedockt durch einen flachen Verbindungstrakt, in dem Rezeption und Bar untergebracht sind. Hier ist der Ort für die "Kunst am Bau" von Hans Weigand. Sie lädt zum Surfen im Kopf ein, an der Bar ebenso wie in den Zimmern, für die der Künstler jeweils einen anderen Lampenschirm gestaltet hat.
Unverständlich bleibt allerdings, warum das neue Parkhotel durch einen überdimensionalen Handymast verschandelt werden muss.
2003-07-07 16:13:08