Numismatischer Terrorist
Von Claudia Aigner
"Ich leb' noch", hat Helmut Zobl auf seine Einladung zum 30.
Atelierfest geschrieben. Ein Glück, sonst würden die Engel jetzt mit
Ohropax herumfliegen. Denn der Zobl ist mit Leib und eben auch mit Seele
ein Medailleur, der die Hammerschlagprägung bevorzugt. Dort oben würde er
dann als erstes bestimmt eine Währungsreform initiieren und den "Zobl"
einführen ("1-Zobl-Münzen" prägt er jedenfalls regelmäßig hier herunten).
Oder er erfindet als Zahlungsmittel eben den "Lieben Gott". Herunten
gibt es auch noch den "Uzzi". (Nach dem Jazzmusiker, vor dem der Zobl sich
so tief verbeugt hat, dass er mit der Nase schon auf dem Boden
herumgerutscht ist und eigentlich in jedem Lokal "Begrüßungsverbot" hätte
kriegen müssen, dass er dort also niemanden mehr begrüßen darf.) Zobls
Atelier (Mariahilfer Straße 58/1/3/11, zu besichtigen bis 9. Dezember von
16 bis 19 Uhr) ist ein Abenteuerspielplatz für Numismatiker. Und eindeutig
ein Attentatsversuch an eventuellen Putzfrauen, die hier so lange zu tun
hätten, dass sie hier bestimmt nicht mehr zu ihren Lebzeiten herauskämen.
Irgendwo mittendrin: seine legendären Münzen. Die erste 20-Schilling-Münze
(1980) oder die "explosive" 50-Schilling-Silbermünze zur Wiener
Internationalen Gartenschau 1974, wo er quasi als numismatischer Terrorist
eine Bombe zündet, aber es fliegen dann ja eh nur lauter Blumen herum -
auf der Münze. (Zobl: "In Österreich haben Numismatiker die Abonnements
abbestellt.") Das Schöne an seinen Münzen und Medaillen: dass sie ein
garantiert unchauvinistisches Weltbild vermitteln. Und so "putzmunter",
also so überhaupt nicht numismatisch sind. Der Zobl ist aber auch ein
Witzbold. So stolpert man über einen "Münz-Entwurf" mit einem Brathendl.
Währung: wahrscheinlich Cholesterin (Wie viel Schweinsbraten bekomm' ich
denn für "50 Cholesterin"?). Und warum sind bei ihm alle Leute
Nackerpatzln? Ihn interessieren halt keine Socken oder Knopflöcher. Zobl:
"A Knopfloch vermittelt ja nix."
Erschienen am: 28.11.2000 |
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