VN Sa, 17.12.2005

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Wo Verfilztes so verflixt schön ist

Das Frauenmuseum Hittisau führt mit einer alten Handwerkstechnik in die neue Saison.

Hittisau (VN-cd) Filz hat unsere Vorfahren wohl immer schon geschützt. Auch wenn es aufgrund des Verwitterungsprozesses wenige archäologische Funde gibt, steht fest, dass die Menschen bald dahinter kamen, dass Wärme und Feuchtigkeit manchen Materialien - so auch der Wolle - enorme Dichte verleihen.

Lebensrettend

Der große deutsche Künstler Beuys verdankt dem Filz, wie wir aus seiner Biographie wissen, sein Leben. Abgestürzt auf unwirtlichem Gebiet, fand er Menschen, die ihn in Filz hüllten und damit retteten. Dass Filz in der Folge ein wesentliches Material seiner Arbeiten wurde, ist ein wichtiger Aspekt in der europäischen Kunstgeschichte.

Die gute Verwertbarkeit von Filz macht ihn auch zum begehrten Werkstoff im Bereich des Kunsthandwerks. Und dabei braucht man auch

nicht nur an Hüttenschuhe oder wärmende Mützen zu denken, Kunsthandwerkerinnen gestalten aus Filz längst Objekte abseits einer konkreten Funktion.

Dass sich das Frauenmuseum Hittisau einmal diesem Bereich des Schaffens annimmt, war abzusehen. Man tut es heuer sogar in einer vierteiligen Ausstellungsreihe.

Bizarr

Bis 15. Jänner sind noch Arbeiten einer Gruppe von Frauen aus der Schweiz und aus Österreich zu sehen, die unter Anleitung der dänischen Künstlerin Lene Nielsen ihrer Kreativität Ausdruck verliehen.

Weisen schon Schuhe, Handschuhe und Mützen weg vom eigentlichen Gebrauchsgegenstand hin zum Design-Objekt, verwundert es nicht, dass auch Leuchtobjekte, Filzgefäße und geradezu bizarre Möbelstücke entstanden.

"Frauenateliers" heißt die Ausstellungsserie und dieser Titel hat seine Berechtigung. Ab Ende Jänner sind Arbeiten (vor allem Decken) zu sehen, die unter der Anleitung von Eveline Bischof, Professorin an der Akademie der bildenden Künste in Wien entstanden sind.

Ab März werden Werke präsentiert, die auf Lebensumstände von Frauen verweisen, im April kommen die Quilterinnen zu Wort.

Schützend

Filz ist im Übrigen ein Produkt, das die Natur auch ohne Eingreifen des Menschen herstellt. Elisabeth Stöckler, Leiterin des Frauenmuseums Hittisau, erzählt im Gespräch mit den "VN" von einem See in der Schweiz, auf den jeweils im Herbst Lerchennadeln fallen. Dass Wasser und der Einfluss des Sonnenlichts bringen die Nadeln zu verfilzen, es entsteht ein Teppich, der sich über Teile des Sees legt. Quasi schützend.

Witzig, kunstvoll und zum Tragen fast zu schade: Objekte von Marianna Moosbrugger. (Foto: Frauenmuseum)

Das Thema Filz wird so oft nachgefragt, dass es klar war, dass das Museum eine Plattform bietet.

ELISABETH STÖCKLER




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