Hittisau (VN-cd) Filz hat unsere Vorfahren wohl immer schon
geschützt. Auch wenn es aufgrund des Verwitterungsprozesses wenige
archäologische Funde gibt, steht fest, dass die Menschen bald
dahinter kamen, dass Wärme und Feuchtigkeit manchen Materialien - so
auch der Wolle - enorme Dichte verleihen.
Lebensrettend
Der große deutsche Künstler Beuys verdankt dem Filz, wie wir aus
seiner Biographie wissen, sein Leben. Abgestürzt auf unwirtlichem
Gebiet, fand er Menschen, die ihn in Filz hüllten und damit
retteten. Dass Filz in der Folge ein wesentliches Material seiner
Arbeiten wurde, ist ein wichtiger Aspekt in der europäischen
Kunstgeschichte.
Die gute Verwertbarkeit von Filz macht ihn auch zum begehrten
Werkstoff im Bereich des Kunsthandwerks. Und dabei braucht man auch
nicht nur an Hüttenschuhe oder wärmende Mützen zu denken,
Kunsthandwerkerinnen gestalten aus Filz längst Objekte abseits einer
konkreten Funktion.
Dass sich das Frauenmuseum Hittisau einmal diesem Bereich des
Schaffens annimmt, war abzusehen. Man tut es heuer sogar in einer
vierteiligen Ausstellungsreihe.
Bizarr
Bis 15. Jänner sind noch Arbeiten einer Gruppe von Frauen aus der
Schweiz und aus Österreich zu sehen, die unter Anleitung der
dänischen Künstlerin Lene Nielsen ihrer Kreativität Ausdruck
verliehen.
Weisen schon Schuhe, Handschuhe und Mützen weg vom eigentlichen
Gebrauchsgegenstand hin zum Design-Objekt, verwundert es nicht, dass
auch Leuchtobjekte, Filzgefäße und geradezu bizarre Möbelstücke
entstanden.
"Frauenateliers" heißt die Ausstellungsserie und dieser Titel hat
seine Berechtigung. Ab Ende Jänner sind Arbeiten (vor allem Decken)
zu sehen, die unter der Anleitung von Eveline Bischof, Professorin
an der Akademie der bildenden Künste in Wien entstanden sind.
Ab März werden Werke präsentiert, die auf Lebensumstände von
Frauen verweisen, im April kommen die Quilterinnen zu Wort.
Schützend
Filz ist im Übrigen ein Produkt, das die Natur auch ohne
Eingreifen des Menschen herstellt. Elisabeth Stöckler, Leiterin des
Frauenmuseums Hittisau, erzählt im Gespräch mit den "VN" von einem
See in der Schweiz, auf den jeweils im Herbst Lerchennadeln fallen.
Dass Wasser und der Einfluss des Sonnenlichts bringen die Nadeln zu
verfilzen, es entsteht ein Teppich, der sich über Teile des Sees
legt. Quasi schützend.