Eine Vorschau auf die documenta 11

Vom 8. Juni bis zum 15. September öffnete eine der weltweit wohl wichtigsten Kunstschauen ihre Pforten: die Kasseler documenta.


Der künstlerischen Leiter Okwui Enwezor wählte 118 Künstler und Künstlergruppen aus, wovon 40 aus Afrika, Asien und Lateinamerika stammen. Bei seiner Auswahl standen ihm sechs Kuratoren, Carlos Basualdo aus Argentinien, Ute Meta Bauer aus Deutschland, Susanne Ghez aus den USA, Sarat Maharaj aus Südafrika, Mark Nash aus Großbritannien und Octavio Zaya aus Spanien zur Seite.

Orte und Ereignisse

Gezeigt werden die Künstler in der Kunsthalle Fridericianum, in der documenta Halle, im Südflügel des Kulturbahnhofs, in der Karlsaue mit der Orangerie sowie in der ehemaligen Binding-Brauerei. Im Bali-Kino läuft das Filmprogramm mit Beiträgen von documenta-Teilnehmern. Weiters sind Werkstättengespräche und Workshops mit einzelnen Künstlern im Gange.

Am 8. und 9. Juni ist im Staatstheater das multimediale Stück "Confessions of Zeno" des südafrikanischen Trickfilmers und Zeichners William Kentridge zu sehen. Vom 16. bis zum 19. August wird Hanne Darbovens Komposition "Sextett, opus 44" im Kasseler Opernhaus aufgeführt.

Einige Künstlerpositionen

Die New Yorkerin Lorna Simpson thematisiert mit ihren konzeptuellen Fotoarbeiten wie "Die Braut des Geliebten" sexuelle Identität und Rassendiskriminierung. In eine ähnliche Kerbe schlägt der afrobritsche Filmemacher Isaac Julien, der ursprünglich mit seinen Popvideos und Spiefilmen der britischen Randgruppen bekannt wurde. Seine Themen sind Homosexualität und die Schwarzenbewegung in Großbritannien. Die Vietnamesin Thi Minh-ha Trinh, die in den USA lehrt, entwickelt in ihren Filmen poetische Bilder der Differenz beider Kulturen.

Klassiker wie die Fotokünstler Hilla und Bernd Becher dürfen auch auf der documenta 11 nicht fehlen. Seit vierzig Jahren fotografieren sie in kühlem Schwarz-Weiß deutsche Industriebauten. Mit ihrer Anfangsserie "Siegener Häuser" sind sie diesmal in Kassel vertreten.
Der bereits verstorbene Argentinier Victor Grippo verknüpfte wissenschaftliche Untersuchungen mit Kunst und beschrieb Tische und Arbeitsflächen mit Texten.

Die Hoffnung, mittels Kunst politische Rahmenbedingungen zu verändern, ist auf der documenta 11 nicht nur bei außereuropäischen Künstlern zu verspüren. Auch der Amerikaner Allan Sekula thematisiert in seiner "Fish Story" mittels Fotos eine breit angelegte Recherche zu Globalisierung, Kapitalmärkte und Unternehmertum.

Architektur und Film

Neben der dominanten Fotografie kommt in Kassel auch die Architektur und besonders der Film zu Wort. Das Künstler-Kollektiv Park Fiction baut im Stadtteil St. Pauli einen Park, und der Deutsche Manfred Pernice konstruiert skurrile innenarchitektonische Einheiten. Im Film werden neben der Verquickung von Mythos und Alltag bei Shirin Neshat auch westliche feministische Themen von der Experimentalfilmikone Ulrike Ottinger behandelt.

Link: documenta 11

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