Bevölkerung ist Hauptdarsteller | |
Politik und Kunst - beim Festival der Regionen lösen sich die Grenzen auf.
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Menschen knien vor Zimmer- und
Hauswänden. Die Aufnahmen wecken zum Teil Assoziationen mit Fotos von
Gefangenen, die auf ihre Exekution warten. Schon das Werbeplakat für das
diesjährige Festival der Regionen strahlt eine eigentümliche
Ungemütlichkeit aus, die sich im Graubereich zwischen beißender Ironie und
oberflächlicher Harmlosigkeit befindet. Die meisten Festivalsprojekte sind
in dieser Randzone angesiedelt. Die Zeiten haben sich geändert
"Das Ende der Gemütlichkeit" thematisiert das ur-österreichische
Bedürfnis nach Harmonie und Glückseligkeit. Die wirtschaftlichen,
politischen und sozialen Veränderungen haben mit der für Österreich
typischen Verspätung - aber doch - den Eishauch der Globalisierung ins
Land geweht. Hinter euphemistischen Schlagworten von Strukturanpassung und
Flexibilisierung, verbirgt sich die raue Wirklichkeit des globalisierten
Kommunikationszeitalters. Massenentlassungen und Wiedereinstellung eines
Teils der Beschäftigten zu schlechteren Bedingungen, Lohndumping um den
Standort zu sichern, das Auseinanderbrechen der familiären Strukturen und
eine zunehmende Privatisierung der sozialen Risken sind die Folgen. Die mit dieser Entwicklung verbundenen Veränderungen haben eine
zunehmende Entsolidarisierung der Gesellschaft zur Folge. Die Kompensation
der flacher werdenden Sozialkontakte erfolgt durch endorphintreibendes
"Fun-Shoppen". Der Landeshauptmann singt Ob Eröffnungsreden für Politiker gemütlich sind bleibt dahingestellt.
Bei Kunstprojekten, die vom Land gefördert werden, damit sie überhaupt
stattfinden können, kann man normalerweise davon ausgehen, dass der
Landeshauptmann spricht. Weil nun auch über Oberösterreich das Ende der
Gemütlichkeit hereingebrochen ist, wird der oberösterreichische
Landeshauptmann keine Eröffnungsrede halten. An Stelle einer offiziellen
Laudatio wurde eine Rede des Landeshauptmannes vom Dezember 2000
kompositorisch überarbeitet. Wo der Schuh drückt Nicht nur die Repräsentanten der Politik müssen bei der Eröffnung auf
gewohnte Rituale verzichten, auch das Publikum wird den Maximen der Zeit
entsprechend zu mehr Flexibilität und Selbstverantwortung
aufgefordert.
5.000 Paar gebrauchte Schuhe stehen bei der Eröffnung des Festivals am
Hauptplatz Freistadt nebeneinander in Reih und Glied. Auf manchen Schuhen
sind Zettel angebracht, auf die die Vorbesitzer geschrieben haben wo sie
der Schuh drückt. Unter der künstlerischen Leitung von Kurt Palm kann sich
der Besucher sein persönliches Eröffnungsprogramm zusammenstellen. 20
Kurzinstallationen sind am 22. Juni, ab 20 Uhr 30 am Freistädter
Hauptplatz zu sehen. Die Aktionen wiederholen sich. Wie oft man was in
welcher Reihenfolge sehen will, bleibt den Zuschauern überlassen.
Link: Festival der
Regionen Mehr zum Festival der Regionen in ON Kultur: | ||||||||