Chinesischer Künstler Ai Weiwei unter Hausarrest

5. November 2010 | 10:29 | peking | apa/dpa | http://www.salzburg.com/online/7mal24/aktuell/Chinesischer-Kuenstler-Ai-Weiwei-unter-Hausarrest.html?article=eGMmOI8V5Cdaakfu73w9rpSfAqjBa2FvtdjspiV&img=&text=&mode=" href="http://www.facebook.com/sharer.php">Teilenipt>Teilen  
Der berühmte chinesische Künstler Ai Weiwei ist unter Hausarrest gestellt worden. Die Polizei habe ihn am Freitag aufgefordert, sein Haus in Peking nicht zu verlassen, berichtete Ai Weiwei telefonisch in Peking. Hintergrund ist sein Vorhaben, am Wochenende in Shanghai wegen der zwangsweisen Schließung seines Studios ein Fest zu veranstalten, zu dem Hunderte Gäste kommen wollten.
apa/dpa peking

„Ich darf nicht hingehen“, sagte Ai Weiwei, der als berühmtester chinesischer Gegenwartskünstler gilt. „Es sind Zwangsmaßnahmen. Meine persönliche Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt.“ Sein Hausarrest folgt auf die Unterdrückung von einigen Dutzend anderer Aktivisten und Dissidenten nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an den inhaftierten chinesischen Bürgerrechtler Liu Xiaobo vor vier Wochen.

Auf dem Fest hatte der Aktionskünstler tausende Flusskrebse servieren wollen. Auf Chinesisch heißen diese Krebse „Hexie“, ähnlich wie das ideologische Konzept von Staats- und Parteichef Hu Jintao von der „Harmonie“ (Hexie) in der Gesellschaft. Kritiker benutzen Worte wie „harmonisieren“ oder „harmonisiert werden“ im übertragenen Sinn für „zensieren“, „unterdrückt werden“ oder Verfolgung allgemein.

Ai ist durch seine Arbeiten auch international bekannt. Erst im Juli war ein Riesenfels des Künstlers auf dem Gipfel des österreichischen Dachsteins im Rahmen des Kunstfestivals „regionale“ installiert worden. Der vier Tonnen schwere Stein war per Hubschrauber in die Gipfelregion des 2.995 hohen Berges gehievt worden. Ai wollte mit der Aktion auf Mängel im Bauwesen Chinas aufmerksam machen. Der Felsbrocken stammt aus der chinesischen Provinz Sichuan und soll sich dort im Mai 2008 bei dem verheerenden Erdbeben gelöst haben. Damals starben mehrere tausend Kinder und Jugendliche, als ihre Schulen einstürzten.

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