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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
18. Dezember 2007
17:22 MEZ
Bis 13. 1. 
Foto: Nguyen
Monika Nguyens preisgekrönte Arbeit "See(len)-räuber oder Durstig sein ist schlimmer als Heimweh" beschäftigt sich mit der politisch motivierten Flucht tausender Boat-People aus Vietnam.

Grenzerfahrungen
Ausstellung zum Preis der Kunsthalle Wien in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst im Project Space am Karlsplatz

Wien – Der Preis der Kunsthalle Wien (eine Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien) wird jährlich an einen Absolventen der Angewandten vergeben. 2007 erhält Monika Nguyen den Hauptpreis in der Höhe von 3900 Euro.

In einer Ausstellung im project space der Kunsthalle Wien am Karlsplatz zeigt Monika Nguyen ihre Arbeit See(len)räuber oder Durstig sein ist schlimmer als Heimweh gemeinsam mit weiteren prämierten Werken von Absolventen. Nguyen studierte am Institut für Bildende und Mediale Kunst/Abteilung Bühnen- und Filmgestaltung bei Professor Bernhard Kleber. Ihre Arbeit kreist um die politisch motivierte Flucht tausender Boat-People aus Vietnam und deren Versuche, anderswo eine neue Heimat zu etablieren, was sich meist darin äußert, in der Diaspora vermittels weniger "Souvenirs" und diversen Krams zumindest die Ästhetik der Heimat oberflächlich zu replizieren.

Die Installation von Monika Nguyen inszeniert krass realistisch das Wohnzimmer einer Familie und erzählt gerade in den arrangierten Details vom schmerzlichen Verlust, von der Unfreiwilligkeit des Seins am anderen Ort. In Video-Interviews mit den Bewohnern findet sich verbal bestätigt, was die Anhäufung an Heimatkitsch im nachgestellten Lebenstraum unmittelbar nahebringt.

Gordan Savicic (Institut für Bildende und Mediale Kunst/Abteilung Digitale Kunst, Professor Virgil Widrich) thematisiert in Constraint City – the pain of everyday life die Reibung zwischen realem und virtuellem Raum. Er sieht die urbanen Strukturen des 21. Jahrhunderts von einer unsichtbaren Architektur überlagert, einer alles – Gebäude, Transportmittel und Menschen – durchdringenden Landschaft aus elektromagnetischen Wellen. Umgebung wie Bewohner sieht Gordan Savicic dadurch permanent in Resonanz versetzt. Einzige Versicherung der eigenen Existenz ist der Schmerz, den die ungreifbaren Datenströme gesperrter Funknetze verursachen. Das Projekt saving myself der Künstlergruppe 5voltcore (Emanuel Andel & Christian Gützer, ebenfalls Klasse Widrich) thematisiert Zeit als letzte Grenze des Menschlichen, Nina Rike Springer (Professor Gabriele Rothemann) formuliert fotografisch organlose Körper in Zonen vagen Begehrens. (mm, DER STANDARD/Printausgabe, 18.12.2007)


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