Pressemitteilung
Linz, 4.12.2003

O.K spektral
Kurator: Roland Schöny


MESO / Involving Systems

Werkschau
5. Dezember 2003 – 15. Februar 2004





Die Reihe O.K spektral erweitert ihre Präsentationsplattform und bringt eine große Werkschau der in Frankfurt ansässigen Mediendesign-Gruppen MESO und Involving Systems. Übergreifendes Generalthema ist die Frage nach den Produktions-bedingungen von Sounds zwischen der DJ-Culture der 1990er Jahre, Neuer Elektronik und Mainstream Pop-Radio.

Die Ausstellung führt in eine Welt höchst unterschiedlich gestalteter und von den beiden Gruppen selbst entworfener Geräte und interaktiver Installationen. Veranschaulicht werden aktuelle Kompositionsvorgänge im Bereich der Elektronik und digital remixter Musik.

Mit den Mitteln der optischen Verfremdung und des spielerischen Umgangs mit Design und Technologie werden Wegstrecken der Innovation von Sound kartografiert. Zugleich werden Verweise auf einzelne Szenenfelder der verstreuten Pop-Subkulturen abgesteckt, die sich den Möglichkeiten der Musikerzeugung und Soundkombination per Turntable oder Power Book, per Regler, Filter oder Sampler experimentell und kritisch annähern.

Die Formation Involving Systems (http://www.involving-systems.com/) hat seit 1994 zahlreiche Installationen mit unmittelbarer Anbindung an das Themenfeld der Elektronischen Musik konzipiert. Ihre interaktiven Projekte ermöglichen den AusstellungsbesucherInnen diverse Musikstile und einzelne Cuts zu de- oder zu rekonstruieren. Zum Teil werden diese Kompositionsprozesse visualisiert, um auf die Zusammenhänge gegenwärtiger Musikerzeugung und die Grammatik auf dem Computerbildschirm zu verweisen.
Daraus ergeben sich logische personelle Überschneidungen mit der Gruppe MESO (http://www.meso.net/), die sich als Designbüro für digitale Inszenierung und Interaktion international positioniert hat. Meso vereint Gestalter, Medienschaffende und Computerspezialisten, die versuchen, den Raum zwischen kommerziellen Projekten als Dienstleistung und freier Kunst sowie den Bereich zwischen Gestaltung, Technologie und Spiel aufzufüllen.

Diese Werkschau der Gruppen MESO und Involving Systems wurde für die Präsentation im Rahmen der Reihe O.K spektral erstmals zusammengestellt. Sie versteht sich als Einladung, sich den Strukturen von Sound-Systemen auf spielerische Weise analytisch anzunähern, wobei auch die Geschichte und Aussagekraft des Hardwaredesigns von Plattenspielern, Computern oder Tonanlagen ins Spiel gebracht wird.


Worknet – gleich am Eingang zur Ausstellung - ist eine Zeitleiste, welche Geschichte MESOs illustriert. Zwischen Designbüro und Künstlergruppe definiert, vereint MESO Gestalter, Medienschaffende und Computerspezialisten. Die Wand versammelt Schnappschüsse von kommerziellen und freien Projekten, die die Gesamtbreite der bei MESO entstandenen Arbeiten anreißen.
Der über die gesamte Länge des Gangs gezogene Kabelstrang versorgt alle gezeigten Arbeiten mit elektrischem Strom. Die Kabel sind sichtbar verlegt, die Steckdosen nach Jahren sortiert angebracht. Der Besucherstrom läuft analog dem elektrischen Strom. Über das Verfolgen der sichtbar verlegten Stromkabel können die Arbeiten zugeordnet werden. Der funktionalen Ebene wird eine semantische Ebene zugefügt. Das Ziehen
der Stecker während der Ausstellung ist dennoch nicht gestattet.

Ein zentrales Ausstellungsobjekt dieser Werkschau ist der heavy rotation revisor,
dieser erlaubt es den BesucherInnen, das laufende Radioprogramm zu remixen. Dem Heavy Rotation-Prinzip moderner Radiosender wird ein konstanter Fluss von Revision und Improvisation entgegengesetzt. Kurze Soundschnipsel können auf einen Kreis gezogen werden, wo sie von einem passierenden Radarstrahl abgespielt werden.

Pitch on Pole dient der Verschiebung des Weltbildes. Jede flache Weltkarte ist eine Lüge. Trotzdem ist die Weltkarte nach wie vor Symbol für universelle Stabilität. Aber die Welt hat weder ein „Oben" noch ein „Unten" und sie ist auch nicht stabil. Jede Weltkarte, die man mit Pitch on Pole produziert, wird genauso wahr sein wie die, die man schon kennt, da Pitch on Pole dieselbe Projektionsmethode verwendet, nur mit anderen Polen.

Bei Mutable Muzzy Musics wird die lineare Struktur von originären Musikstücken zugunsten eines beliebig lange anhaltenden Remixes aufgelöst. Die Zeitachse der grafisch visualiserten Dramaturgie jedes Tracks wird zum Samplepool, aus dem beiläufig eine neue Komposition entsteht.

Die Bootleg Objects – eine Serie von Objekten bestehend aus einem Phono-Radio ohne das Phono, einem Kassettenreceiver ohne Kassette und einem Plattenspieler, der sich nicht dreht. Sie alle wurden subtil ihrer ursprünglichen Funktion entledigt um z.B. als MP3 Player eine zeitgemäße Wiedergeburt zu erfahren.

Splinezeller - Die grafischen Repräsentationswerkzeuge eines 3D-Programms werden von Parametern animiert, zu deren Repräsentation sie geschaffen wurden. Zeichen und Funktion verwandeln sich in Anatomie und Verhalten.

Die Coverbox ist eine interaktive Jukebox, die ausschließlich Coverversionen beheimatet. Mit dem Grundgedanken, dass Coverversionen Links zwischen Original- und CoverinterpretInnen etablieren, werden hier MusikerInnen, die Jahre, Kilometer oder Weltbilder voneinander entfernt sind, zu einem großen Netz verwoben.

Cuebickl - Zwei SpielerInnen fahren entlang der Kanten eines Würfels. Mit Holzklotz-controllern gilt es, ein Soundsample zu fangen und bei Gelingen dieses gleichmäßig zu platzieren. Die Samples werden beim Überfahren abgespielt und ergeben den Soundtrack zum Spiel.

Involving System 2.7 besteht aus zwei modifizierten Plattenspielergehäusen der Firma Califone aus Beständen der US-Army sowie zwei historischen Workstation-Monitoren. Die BesucherInnen können Samples von Schallplatten entnehmen und diese auf Speicherplätzen ablegen, um sie dann über einen Sequencer zu neuen Musikstücken zu arrangieren.


Weitere MESO/Involving Systems Projekte im O.K

brk_b.t, 1998
Notwork in a Netshell, 2002
Fovball, 1999
Atomuhr CS2, 1994
DL 4 Analog Exploration Tool, 1998
Primo Tempore, 1997
Zerschmetterlinge, 1999
Text, 2003
Streik, 2003
Thank you Counter, 1999
Companions / CO.02 Anemona, 2003
Admin Home Alone., 2003
Finland Flowers, 2002
Partikelbilderleiste, 2003
Janus, 1998


O.K spektral Kino:

DoWhile; Ovalima Aero Aero Deco; Oval; 1995; 05:15
Instantan; Ovalima Aero Aero Deco; Oval; 1996; 01:03
Textuell; Ovalima Aero Aero Deco; Oval; 1996; 07:22
sd2; Ovalima Aero Aero Deco; Oval; 1996; 03:22
Sleepy People / Network Down; Ovalima Aero Aero Deco; Microstoria; 1997; 05:12
Slowly Sinking In; Dienststelle; Donnacha Costello; 2001; 05:29
Circa 1666 (Short Version); Dienststelle; SND; 2001; 03:30
Neue Stadt (Skizze 8); Dienststelle; Alva Noto; 2001; 04:14
The Videoage (Re-Edit) (Short Version); Dienststelle; Jan Jelinek; 2001; 03:30
Fail Better; Dienststelle; Daniel Figgis; 2002; 03:30
Slovenia Set; Dienststelle; Jan Jelinek; 2002; 05:16
Graz Set; Dienststelle; Jan Jelinek; 2002; 03:48
Ifs Ands and Buts (Short Version); Dienststelle; Jan Jelinek; 2003; 03:30
Bodysign I; Michael Höpfel; ; 2003; 02:00
My Favourite Shop; Dienststelle; Jan Jelinek; 2003; 03:38
Trioon I; Dienststelle; Alva Noto + Ryuichi Sakamoto; 2003; 03:28
Bodysign II; Michael Höpfel; ; 2003; 02:00
Hydrozoid (Short Version); Dienststelle; Techno Animal; 2003; 03:30
Carefullcarelessness; Joreg; NT; 2002; 06:29
Bodysign III; Michael Höpfel; ; 2003; 02:00


O.K spektral Gespräch: 22. Jänner 2004, 20.00 Uhr
Roland Schöny im Gespräch mit Karl Kliem und Sebastian Oschatz

Presseinformation: Maria Falkinger, O.K Centrum für Gegenwartskunst OÖ, Dametzstr. 30;
A-4020 Linz; T. +43.732.784178-203; m.falkinger@ok-centrum.at;


Stefan Ammon (MESO)
* 1967 in Nürnberg
Studium: Visuelle Kommunikation im Bereich AV Medien an der HfG Offenbach
Stefan Ammon konzipiert und entwickelt interaktive Anwendungen und Installationen. Diverse Arbeiten in den Bereichen Interface-, Grafik,- Animations-Design, Programmierung, mit Schwerpunkt Internet. Mitbegründer von MESO.

Martin Bott (Involving Systems)
* 1968 in Frankfurt
Studium: Kommunikations-Design an der FH-Mainz mit Schwerpunkt Neue Medien
Martin Bott arbeitet in den Bereichen Grafik-Design, Musik und Installation.
Mitbegründer der Designagentur Headquarter. Mitglied der Gruppe Involving Systems.

Sebastian Gregor (MESO)
* 1976 in München
Studium: Visuelle Kommunikation im Bereich AV Medien an der HfG Offenbach
Sebastian Gregor arbeitet im Bereich der Realisation von Medieninstallationen, Interaktions-design, 3D, Mathematik und ist Entwickler des Echtzeit-Videosynthese-Toolkits VVVV. Seit 1999 bei Meso tätig.

Michael Höpfel (MESO)
* 1971 in Augsburg
Studium: Visuelle Kommunikation im Bereich AV Medien an der HfG Offenbach
Schwerpunkte: freie Arbeiten, 3D Modelling & Animation, Postproduction
Michael Höpfel arbeitet in den Bereichen Visualisierung in Bild und Film, Content Design für interaktive Installationen, Design für TV und CD-ROM, Spezialeffekte für Filme. Mitbegründer von MESO. Teilnahme an Ausstellungen u.a. in Los Angeles, Graz u. Hamburg.

Joreg (MESO)
* 1978 in Linz
Studium: Medientechnik und -Design an der FHS Hagenberg, Österreich.
Joreg arbeitet mit Code, Bild und Ton und ist Entwickler des Echtzeit-Videosynthese-Toolkits VVVV. Seit 2000 bei Meso tätig.

Karl Kliem (MESO / Involving Systems)
* 1970 in Frankfurt
Studium: Produktgestaltung an der HfG Offenbach mit Schwerpunkt User-Interface Design.
Karl Kliem arbeitet im Bereich der Konzeption und Planung interaktiver Installationen, insbesondere an Systemen zur Echtzeitgenerierung von Bild und Ton. Diverse Arbeiten im Bereich Multimedia, Webdesign, TV-Design. Musik- und Soundproduktionen für Filme und interaktive Installationen. Mitbegründer von MESO. Mitglied der Gruppe Involving Systems und Gründer des Videolabels Dienststelle.

Sebastian Oschatz (MESO / Involving Systems)
* 1967 in Darmstadt
Studium: Informatik an der TU Darmstadt
Sebastian Oschatz arbeitet im Bereich der Konzeption und Planung interaktiver Installationen bei meso. Entwicklung des Echtzeit-Videosynthese-Toolkits VVVV, Lehraufträge für Interface-design und Neue Medien an der Universität Ulm und der Kunsthochschule Kassel. Mitbegründer von MESO. Mitglied der Gruppe Involving Systems. Mitglied der Musikformation „Oval“ (91-97)

Max Wolf (MESO)
* 1971 in Giessen
Studium: Produktgestaltung an der HfG Offenbach
Schwerpunkt: Gestaltung von physikalischen Benutzer-Interfaces, Produktdesign.
Seit 1993 freie Medieninstallationen und –Objekte.
Seit 1995 freie Autorentätigkeit für verschiedene Zeitschriften.
Mitentwicklung des Echtzeit-Videosynthese-Toolkits VVVV. Mitbegründer von MESO.
Als Mitgründer des Labels Zirkeltraining.org seit 2001 experimentelle Design-Produkte u.a. für Droog Design, NL.