Graz 1985: Im Schauspielhaus werden die "Erinnerungen an
die Menschheit" uraufgeführt. Text: Gerhard Roth, Ausstattung: Günter
Brus.
Graz 2003: Im "Dom im Berg", das ist eine
Schloßbergkaverne, stehen und hängen Dekorationselemente von damals, ein
frisch restaurierter Zauberfundus mit Fröschen und Hirschkäfern,
Riesenzitronen und einem Gummithron, Gigantenköpfen aus Pappe und
federleichten Schmetterlingsflügeln. Die Geschichte dazwischen: Die
Ausstattung landete im Kunsthandel, bei Sammlern, der Großteil tauchte
wieder auf, wurde von "Graz 2003" unter Mithilfe des ORF-Art-directors
Gustav Lohrmann angekauft und mit dessen Hilfe in den ORF-Werkstätten
restauriert.
Nach der bis 23. Februar geöffneten Ausstellung soll
dieser kuriose, aber nicht besonders wichtige Teil des Brus-OEuvres der
Öffentlichkeit erhalten bleiben. Wie und wo, wissen die Grazer
Kulturherren noch nicht. Die Thesaurierung der vollplastischen oder auf
Kulissenrahmen aufgezogenen Schaustücke ist feste Absicht - obwohl
ähnliche Werkstattkunst in jedem Theatermagazin zu finden ist, das zu
weihnachtlicher Zeit ein Märchen zeigt.
Erinnerungen an die Zusammenarbeit zweier Künstlerfreunde
könnte die Felsendom-Schau heißen. Auf der Bühne konnte das im Text oft
grausame, in der Optik phantastisch-verspielte Gesamtkunstwerklein kaum
überzeugen. "Mehr Fleckerl als Teppich" setzte Ende September 1985 die
"Presse" als Titel über ihren Premierenbericht. Achim Freyer hat später
den Theaterbesuchern mit zelebrierter Langsamkeit solche Bildwelten näher
gebracht. Dem Figuren-Pandämonium des Zeichners Gunter Brus auf einer
Theaterbühne das Laufen lernen zu wollen, ist wohl so unsinnig wie die
Dramatisierung von Kubin-Blättern durch Text und Regie. Doch immerhin sind
auch viele der farbigen Entwürfe für Dekorationen und Kostüme als
kleinformatiges Begleitmaterial neben der wunderschön arrangierten
Kulissenshow zu sehen. Günter Brus - er lebt schon lange in Graz - als
Zeichner: Das wäre eine international attraktive Ausstellung im
Kulturhauptstadtjahr 2003. Sie findet ab Dezember statt - aber in der
Wiener Albertina. Als eine nächste Station ist Bologna fix. Für Graz
könnte noch ein Termin frei werden. hai
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