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Quer durch Galerien

Wolken am Bauch kraulen

Von Claudia Aigner

Debattieren Sie mit!Es dürfte ziemlich selten vorkommen, dass ein Chinese eine Rolle Klopapier in ein Wiener Fotolabor bringt und den Auftrag erteilt: "Bitte entwickeln." So einen würde man ja umgehend wieder heimschicken (in etwa mit den Worten: "Hast ka Häusl daham?"), damit er dieses "Geschäft" dort gefälligst selber erledigen möge. Ein kulturelles Missverständnis?
Ganz so weit lässt es Tsang Tak-ping freilich nicht kommen. Denn in seine Placebo-Fotoapparate aus Karton, die er mit viel Improvisationstalent zusammengebastelt hat und die zu schade fürs Altpapier wären, hat er bislang noch kein Klopapier eingelegt. Also keine "Fuji-Placebos" (jetzt neu: vierlagig, damit Ihre Farbtöne nicht gleich auf der andern Seite wieder rauskommen). Trotzdem müssen die Passanten auf dem Wiener Stephansplatz, die auf seine Bitte hin unlängst in eine leere Klopapierrolle (das "Objektiv") geschaut und aufs Vogerl gewartet haben, einen unerschütterlichen Glauben an die eigene Fotogenität gehabt haben. (Oder sie waren einfach nur keine Spielverderber.)
Bis 2. November sind in der Fotogalerie (Währinger Straße 59) Künstler aus Hongkong zu Gast. Von Holly Lee: wahrhaft "süffige" Porträtfotos, als altehrwürdige Ölbilder verkleidet (durch aufprojizierte feine Risse). Bei den Anspielungen steigt der westliche Betrachter mitunter aus. Man muss ja vielleicht nicht wissen, was ein Künstler zum Frühstück gegessen hat, bevor er ein Bild gemacht hat, aber Kenntnisse über seinen Kulturkreis sind unter Umständen sehr hilfreich. Barbie erkennt man aber sofort, die das Sexappeal-Monopol im Spielzeuggeschäft innehat (na ja, bevor Lara Croft von ihren Erzeugern "aufgeblasen" wurde).
So Hing-keung hat in seinen zerkratzten Hongkong-Fotos ein Knistern wie von einem Grammofon hingekriegt (halt ein optisches Knistern). Als hätte der letzte Regen in Hongkong den falschen pH-Wert gehabt. (Während Tsang Tak-pings rätselhafte Fotos, die so wunderbar mit den etwas "angeknabberten" Rahmen korrespondieren, aussehen, als wären sie mit Verdauungsenzymen beschossen worden.) Und Leung Chi-wo weiß um die religiöse Dimension der großstädtischen Blickkultur, wo man mit dem Blick ehrfurchtsvoll 100 und mehr Laufmeter einer Fassade abrollt, bis man oben (nämlich dort, wo die Hochhäuser die Wolken am Bauch kraulen) bei einem Knacksen im Genick ankommt. Leung hat nun dem profanen Höhenkoller einen sakralen Flügelaltar gebastelt und dafür im "Mammuthäuserwald" an Straßenkreuzungen den halbwegs kreuzförmigen Himmel fotografiert. Gut geworden.
Vorsicht: schön! Nackte Frauen mit Zubehör (Obst, Pflanzen, eine attraktive Aussicht), "knackig frische" Farbkontraste, diszipliniert dekorative Kompositionen: Wem schon immer alles, was zu schön ist, um hässlich zu sein, suspekt war, der wird sich vor den Gemälden von Miklos Rogan, einem Könner im Farbenreich (bis 27. Oktober in der Galerie am Opernring 17), wohl oder übel bekreuzigen müssen. Ich dagegen bin froh, wenn ich mich vor einem Bild einfach zurücklehnen kann, um einfach nur zu schauen. (Zwischendurch jedenfalls.)
Imposant bizarr und komplex: Lara Schnitger hat in den Raum aktueller Kunst (Eschenbachgasse 11) eine Art Höhle (aus lauter eingefärbten Nylonstrümpfen) hineingespannt, die durch Spannung und Knoten zusammen- und in Form gehalten wird. Und chinesische Essstäbchen machen das Ganze noch spannungsgeladener. Eine kunstvolle Dehnungsübung im Raum. (Spannkraft ist ein Leistungssport.) Bis 3. November.

Erschienen am: 19.10.2001

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