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08.07.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstraum: Poetisch & Persönlich

GALERIE JOHANNES FABER: POETISCH

Unabhängig von Moden und künstlerischen Tendenzen schuf der Prager Fotograf Josef Sudek (1896-1976) Zeit seines Lebens stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen und Stillleben. Obwohl er im Ersten Weltkrieg den rechten Arm verlor, ließ er sich zum Fotografen ausbilden. Das früheste Bild der Ausstellung zeigt eine Mondnacht (5800 €) von 1923 und beweist virtuosen Umgang mit natürlichem Licht. Die Faszination für romantische Atmosphären und oft fast piktoralistische Aufnahmen dominiert Sudeks Werk; neusachliche Arbeiten waren für den Mitbegründer der Fotosezession nur ein Intermezzo. Während der Renovierung des Prager St. Veitsdoms entstand Sudeks bis heute bekanntes Portfolio. Eine schöne Detailaufnahme (5100 €) aus dem Turm der Kathedrale zeigt deren Spitzen vor dem Hintergrund der Stadt. Während des Zweiten Weltkriegs begann Sudek, mit großen alten Holzkameras zu arbeiten, und produzierte nur mehr Kontaktabzüge, deren schwarze Ränder seinen Arbeiten eine zusätzlich schwermütige Note verleihen. Immer wieder fotografierte er aus dem Fenster seines Ateliers. Das Kleinod "Window of my Studio" (7200 €) hält diesen Blick auf einen Baum an einem Regentag fest und vermittelt das Gefühl einer verzauberten Welt. (Bis 27. 8., Brahmsplatz 7, Wien 4)

FOTOGALERIE WIEN: PERSÖNLICH

Eine junge Frau steht mit hochgeknöpfter schwarzer Jacke und gesenktem Blick vor einer Vitrine. Aus dem Glasschrank lacht ihr grimmig der Tod über die Schulter. "Venzone" (1200 €) heißt dieses Jedermann-Motiv der Fotografin Friedl Kubelka von 1975, ein Memento mori mit Mumien in einer friulanischen Kapelle. Dabei wirken die Toten fast gesellig im Gegensatz zur Künstlerin, die ihre Hände andächtig vor der Brust hält. Kubelkas sehr persönliche Werkschau fördert viel Überraschendes zu Tage, darunter Modeaufnahmen, Architekturfotografie und Familienfotos. In der Serie "Pin Ups" richtete die Künstlerin Anfang der Siebzigerjahre einen voyeuristischen Blick auf den eigenen Körper. Fast nackt und die Kamera immer vor dem Gesicht fotografierte die damals 25-Jährige ihr Spiegelbild im Atelier und im lasziv roten Ambiente eines Stundenhotels. Bekannt wurde die 1946 geborene Gründerin der Wiener Schule für künstlerische Fotografie durch ihre seriellen Tages- und Jahresporträts. Für diese gereihten Abbilder hielt sie sich selbst und Menschen aus ihrem Umfeld in strengem zeitlichem Rhythmus fest. Neben dem amüsanten Tagesablauf eines jungen Exzentrikers namens Franz West 1976, berühren besonders Teile des Zyklus "1000teiliges Portrait Lore Bondy", die Kubelkas Mutter in einem Abstand von 21 Jahren zeigen. (bis 29. Juli, Währinger Straße 59, Wien 9) Nicole Scheyerer

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