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Farbpalette für Schnuller, Barbapapas go Cubism - vernichtender
Kollegen spott, die Kunsthallen dieser Welt sollten sich vor bissigen
Musikkritikern besser verbarrikadieren. Dabei zeigt die Secession diesmal
eigentlich ziemlich harmlose Malerei, nicht einmal etwas provokant
Zeitgenössisches, Verschwurbeltes, Verkopftes. Fröhliche, unbekümmerte,
abstrakte Bilder von Mary Heilmann aus den 70er Jahren bis heute füllen
den Hauptraum mit Good Vibrations ohne Tiefenwirkung.
Quadrate, Streifen, Waben, Tupfen in Pink, Blau, Rot,
Gelb, Violett tummeln sich auf Leinwänden, die sich auch gern zu
eigenständigen eckigen Gebilden verschachteln: Geometrische Pop-Art,
ideale Dekoration für Beach-Boy-Lofts und "All Tomorrow's Parties", so der
von Velvet Underground geliehene Titel. Die passend schicke
Holz-Bestuhlung mit grob gewebter Bespannung hat Heilmann gleich dazu
entworfen. Die Secession grüßt also Kalifornien und eine scheinbar ewig
junge Künstlerin, 1940 in San Francisco geboren. Alles eitler
Sonnenschein? Die hohe Sensibilität Heilmanns für Stimmungen und
Atmosphäre ergibt sich erst im Zusammenhang mit den Bildtiteln, die von
der Secession unpraktisch, nur auf einem Zettel aufgelistet, aus dem
Blickfeld gerückt werden: "The big Wave", "Pink Shoulders", "Jimmy Walker"
und "Save the Last Dance for Me" laden Abstraktes mit Emotion auf.
Eigentlich studierte Heilmann in den 60er Jahren Keramik
und Skulptur, wechselte Anfang der 70er in New York dann zur abstrakten
Malerei und kreiste im Umfeld von Bruce Naumann, Eva Hesse, Gordon
Matta-Clark, Richard Serra. Sie war Beatnik, Hippie und Bohemien, ihre
Biografie "The All Night Movie" (1999) ist schon historisches Dokument.
Historisches findet sich auch in der Galerie der
Secession im Keller: Der US-Amerikaner Mel Ziegler (46) lässt hier
Biedermeier-Vitrinen aus dem Kaiserlichen Hofmobiliendepot schmollen.
Abgewandt, mit der repräsentativen Schauseite eng an die Wand gepresst,
bilden die kargen Möbel-Rückseiten eine trotzige Phalanx gegen den etwas
ratlosen Besucher. Verstoßen aus dem bürgerlichen Wohnzimmer - womit hat
man das verdient? Schulmeisterlich streng geht Ziegler auch mit dem
Problem Museum/Kommerz ins Gericht. In 40 Geschäften der Wiener Innenstadt
hat er Schaukästen aus Museen platziert, vollgestopft mit vergoldetem
Stroh. Goldene Krauthappel wären wohl doch zu verwegen gewesen.
Bis 7. 9. Di. bis So. 10-18 Uhr, Do. 10-20 Uhr.
© Die Presse | Wien
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