Grüne Lanze für Wolfgang Zinggl: Juliane Alton.
Zwei Einschätzungen Dieter Schrages in seinem gegen Wolfgang Zinggl gerichteten "Scharfrichter" -Kommentar erstaunen:
1. Dass er offenbar meint, für Museums- bzw. Kunsthallendirektoren hätten die üblichen rechtsstaatlichen Standards keine Geltung
2. Dass ein Oppositionspolitiker in seinem Arbeitsfeld seine Ideen einfach umsetzen könnte.
Zum Ersten: Peter Noever hat als hoch bezahlter MAK-Direktor lange Zeit gute Arbeit geleistet. Das berechtigt ihn aber nicht, öffentliche Infrastrukturen gratis für private Zwecke zu benutzen. Trennen zu können zwischen mein und dein, zwischen privat und öffentlich ist ein einfacher und notwendiger moralischer Gedanke, zu dem ein Museumsdirektor sich nicht nur in der Theorie bekennen sollte.
Gerald Matt ist ein langjähriger Kunsthallendirektor, der ebenfalls mit öffentlichem Geld gut bezahlt wird. Auch von ihm sollte man sich eine Anerkennung der rechtsstaatlichen Ordnung erwarten dürfen. Natürlich gibt es den Druck der öffentlichen Geldgeber, die Kultureinrichtungen mögen private Gelder lukrieren, natürlich gibt es den Wettbewerb zwischen den Museumsdirektoren um eben diese Gelder. Doch ist das kein Grund, einen Handel mit Staatsbürgerschaften anzubahnen, der dazu führen würde, dass sich begüterte Personen die österreichische Staatsbürgerschaft kaufen können, während gleichzeitig für arme Einreisewillige im Parlament die Hürden noch einmal höher gezogen werden - auch für solche, die tatsächlich im Namen der Freiheit der Kunst ein verfassungsmäßiges Einreiserecht hätten (doch das ist eine andere Geschichte).
Die Leistung des Oppositionspolitikers Zinggl war/ist es, zu kontrollieren, was im Umfeld der Regierungskulturpolitik passiert, und Missbräuche abzustellen, wo er welche findet. So sieht erfolgreiche Oppositionsarbeit aus.
Zum Zweiten: "Was machen die Grünen eigentlich für uns?" , wird Schrage laut Schrage von Künstlern oft gefragt. Abgesehen davon, dass Zinggl nicht Minister ist, fällt mir da schon einiges ein: Er hat ein Grundsicherungsmodell für Künstler/innen erarbeitet, deckte Zahlentricksereien auf, mit denen Einsparungen in den Kulturbudgets vertuscht werden sollten, er setzt sich für eine Museumslandschaft ein, die mehr vom öffentlichen Interesse statt vom Konkurrenzdenken der Direktoren bestimmt wird, arbeitet an einer Neufassung des Urheberrechts ...
Es ist billig, einem Oppositionspolitiker zu verübeln, dass seine Ideen nicht umgesetzt werden. Hingegen ist es wichtig, dass dort, wo viel öffentliches Geld in Kultur investiert wird, nicht das Schmierentum einzieht, das andernorts schon fast obligat ist. - So gesehen ist der Titel "Scharfrichter" für einen Oppositionspolitiker geradezu ein Kompliment. (Juliane Alton / DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2011)
Juliane Alton ist Vorstandsmitglied der Grünen Vorarlberg und der IG Kultur.
Nach
dem Protestbrief des Alt-Grünen Dieter Schrage zu Wolfgang Zinggls
"Kopf ab"-Politik meldet sich nun auch die Kunst zu Wort
Der grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl übt sich mit Erfolg als Aufdecker gegenüber österreichischen Museumsdirektoren
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