Die Linzer Tabakfabrik ist ein Architekturdenkmal von europäischer Bedeutung. Bild: weihbold
Viele Exponate erinnern an eine Zeit, als Zigarettenpackungen noch kleine Kunstwerke waren. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem blauen Dunst fehlt allerdings. Heute, Mittwoch, wurde die Schau im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.
1850 gegründet
Die Linzer Tabakfabrik wurde 1850 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gegründet, in den Jahren 1928 bis 1935 erfolgte der Neubau durch Industriearchitektur-Vorreiter Peter Behrens und - als ausführende rechte Hand - Alexander Popp. Ende 2007 wurde die „Tschickbude“ geschlossen. 2009 kaufte die Stadt Linz das Areal, seither wird nach einer möglichen Verwendung für die 80.000 Quadratmeter Nutzfläche gesucht. Im September quartierte sich testweise die Ars Electronica in den riesigen Hallen ein.
Nordico als „Haus der Linzer Identität“
Man habe die Ausstellung bewusst nicht in der Tabakfabrik zeigen wollen, betonten Kulturreferent Vizebürgermeister Erich Watzl (V) und Stella Rollig, die künstlerische Direktorin der Museen der Stadt Linz. Das Nordico könne sich mit der Schau als „Haus der Linzer Identität“ positionieren. Die künftige Leiterin, Andrea Bina, zeichnet gemeinsam mit den Kuratoren der Sammlung von Austria Tabak/JTI, Sabine Fellner und Georg Thiel, für die Ausstellung verantwortlich.
Zahlreiche Fotografien, Dokumente und Objekte der Austria-Tabak-Sammlung werden in den Bestand des Nordico eingehen, berichtete sie erfreut. Damit werde das Stadtmuseum zur zentralen Anlaufstelle in Sachen Tabakfabrik.
Kunst nicht vernachlässigt
Die Schau führt den Besucher durch mehr als 150 Jahre Linzer Industrie- und Sozialgeschichte. Trotz Weltwirtschaftskrise wurde beim Neubau in den 1930er Jahren auch die Kunst am Bau nicht vernachlässigt, was beispielsweise die Fresken in der Tabakfabrik zeigen. Auch die Gestaltung von Zigarettenpackungen durch namhafte Künstler war üblich.
Die Tabakfabrik ist aber nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern war auch stets sozialer Vorreiter. So gab es etwa bereits 1853 einen Fabriksarzt und ab 1918 eine „Kinderbewahranstalt“. Arbeiterwohnungen und Erholungsheime gehörten ebenfalls zum Sozialpaket. Kurios muten die eigenen Personalzigaretten an. Allerdings: 1.800 gratis Glimmstängel pro Kopf und Quartal seien auch heute noch üblich, wie JTI-Kuratorin Fellner erklärte.
Informationen: „Tabakfabrik Linz - Kunst und Architektur für
Austria Tabak“, Ausstellung im Linzer Stadtmuseum Nordico, 24.
September bis 23. Jänner 2011. Di-So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr,
Mo geschlossen. Katalog erscheint im Verlag Anton Pustet, Salzburg:
19 Euro, ISBN 978-3-7025-0633-9.