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11.09.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


MAK-Galerie. Lienbacher, die Zweite: nach einer starken "Pin-Up"-Intervention an Valie Exports "Transparentem Raum" am Josefstädter Gürtel grenzt Ulrike Lienbacher die Thematik der Disziplinierung im Dienste gesellschaftlich akklamierter Schönheit nun noch weiter ein und nimmt das Trachten nach Reinheit innerhalb des häuslichen Bereichs ins Visier. "Aufräumen" steht über der Installation in der MAK-Galerie, die verschiedene Varianten des Mediums Zeichnung bei gleichzeitiger inhaltlicher Besetzung spielerisch zum Einsatz bringt. Herzstück sind zwei Monitore mit Trickfilmen, für die die Künstlerin ihre eigenen - hier zusätzlich eine ganze Wand füllenden - Zeichnungen zum Laufen gebracht hat. Während Lienbacher in "Toilette" ein morgendliches Badezimmerritual zum Loop und damit zum Zwangsritual gerinnen läßt, stellt "Schmutzig" den verloren gegangenen Zusammenhang zwischen Kunst und Körperkult wieder her. Ein auf die weiße Fläche geschleuderter Farbklecks wird nicht nur zum Symbol für Unreinheit, sondern für gängige Vorurteile wider die moderne Kunst: Stichwort Schmieren, Patzen, Pfuschen. In diesem Sinn wirft auch das den ganzen Boden bedeckende Linoleum-Mosaik mit graphisch anmutender Blumenornamentik und Biedermannflair die Frage auf: ist schön nur, was modisch ist? (I., Stubenring 5; bis 27. Oktober).

Galerie Lang. Als Spur deutet Alois Riedl in seinem neuen Ölkreidezyklus "Roter Faden" die Linie. Wohl umschließt der "Faden" Volumina und deutet Körper an, die vor dem Hintergrund des geknickten Dokumenten-Papier zu schweben scheinen. Und bisweilen läßt er sie sogar recht gegenständlich erscheinen. Ebenso spürbar ist aber auch, wie die sparsam gesetzte, zumeist rote Linie vom Gedanken geleitet wird - fast so, als wäre die Gegenständlichkeit nur ein Beiprodukt. Verstärkt wird dieser Eindruck noch, wenn Riedl die Blätter um monochrome Farbfelder erweitert. Die gezeigte Auswahl setzt ganz auf dieses Wechselspiel von Reduktion und Realismus in Linie und Fläche, das bald Sitzgelegenheiten, bald Körperfragmente, bald Männer- wie Frauenakte assoziieren läßt. Zumindest als Bezugsfeld ist der menschliche Körper dabei immer präsent. Plump kommen nur einige wenige Blätter daher, in denen die Anspielungen zu explizit werden und der Gedanke schwächer war als der Wille, abzubilden. (I., Seilerstätte 16.; bis 4. Oktober)



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