Salzburger Nachrichten am 11. April 2002 - Bereich: kultur
Licht und Schatten im MQ

Das Museumsquartier Wien legte für die vergangenen zehn Monate eine Erfolgsbilanz vor, aber
auch die Kritiker meldeten sich zu Wort.

WIEN (SN-mo).

Über alle Querelen hinweg, die mit der Er- und Einrichtung des Wiener Museumsquartiers (MQ) am Laufen waren und sind, präsentierte der Geschäftsführer der MQ-Errichtungs- und Betriebsgesellschaft, Wolfgang Waldner, am Mittwoch in Wien eine Erfolgsbilanz des seit der offiziellen Eröffnung vergangenen Juni abgelaufenen Dreivierteljahres. Nach den eigenen Erhebungen des MQ wurden in dieser Zeit 1,4 Millionen Besucher auf dem Gelände gezählt. Etwas mehr als die Hälfte - 55 Prozent - seien zahlende Besucher gewesen, also solche, die mit einem Einzel- oder Kombi-Ticket eines oder mehrer Museen auf dem Gelände aufgesucht haben. Das wä-ren rein rechnerisch rund 5000 Besucher pro Tag für alle auf dem Gelände vertretenen Institutionen.

Die nicht wenigen Kritiker der Geschäftsführung Waldners aus den Reihen der aktuellen und potenziellen Mieter des Museumsquartiers, darunter Kunsthalle, Zoom-Kindertheater, Architekturzentrum, Public Netbase und Depot - sie werfen ihm unter anderem mangelnde Kommunikationsbereitschaft vor - zweifeln diese Zahlen an. Sie halten Waldner vor, er habe in die 1,4 Millionen auch Passanten, U-Bahn-Benutzer und MQ-Mitarbeiter "gleich mehrfach" eingeschlossen. Nach Ansicht der Kritiker haben die Institutionen seit der Eröffnung "keine wesentliche Besuchersteigerung" verzeichnet.

Von Seiten des MQ hieß es zu den Besucherzahlen, man habe in den "verwendeten Formeln und Berechnungen" den täglichen Bewohner- und Mitarbeiterverkehr berücksichtigt. Es wurde aber nicht bestätigt, ob das Personal und die Bewohner der Wohnungen im MQ aus den Areals-Besucherzahlen herausgerechnet wurden. Unter den zahlenden Besuchern jedenfalls zählen jene mit Kombi-Tickets mehrfach, weil sie damit mehrere Institutionen besuchen können.


MQ-Besucher
sind zufrieden

Die Besucher, so gab Waldner bekannt, seien mit dem MQ sehr zufrieden. 95 Prozent wollten wiederkommen, und neun von zehn Besuchern haben einen guten bis sehr guten Eindruck vom Areal bekommen.

Die nächste Eröffnungsphase innerhalb des MQ findet in diesem Sommer im Fischervon-Erlach-Trakt am Museumsplatz statt. Dann soll dort in den adaptierten Gewölberäumen links und rechts des Haupteinganges das "quartier 21" eröffnet werden. In zwei Themenbereichen "electric avenue" und "transeuropa" werden dort Kultureinrichtungen und -initiativen ihre Arbeit aufnehmen und sich präsentieren.

Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge wird die Netzkulturinitiative "Public Netbase", die in den letzten Monaten mit verschiedenen Aktionen im und um das MQ auf seinen Anspruch auf Räume im Gelände aufmerksam gemacht hat, nun doch keine Räume im MQ erhalten, nachdem die Initiative mehrfache Angebote Waldners abgelehnt habe. Public Netbase erwä-ge nun rechtliche Schritte, hieß es.

Von solchen Details dürften die Besucher des MQ weitgehend unberührt bleiben. Für den Sommer plant das MQ ab Juni besondere Aktionen im Innenhof, darunter Musikbeschallung durch DJs und Musikpicknicks. Auch steht die Er-öffnung mehrer gastronomischer Einrichtungen an, darunter die Wiedereröffnung des legendären "Glacis-Beisls".