VN Di, 20.11.2001

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Medien
Welt

Chronik
Notdienste
Wohin
Leserbriefe
TV
VN-Heimat

Anzeigen






Kultur 

Schleierfarben im Art House

Neue Arbeiten von Wolfgang Seierl

Dornbirn (VN-ag) Dass ein Bild nicht mit dem Rahmen aufhört, sondern sich über diese Begrenzung hinaus in den Raum fortsetzen kann, manifestiert sich in der Malerei des Wiener Künstlers Wolfgang Seierl. In seinen neuen Arbeiten in der Galerie Art House in Dornbirn setzen Schleier zusätzliche Akzente.

Wolfgang Seierl, geboren 1955 in Wien, gehört zu den fest im Programm der Galerien Art House vertretenen Künstler, die in regelmäßigen Abständen wieder mit neuen Arbeiten vorgestellt werden. Zuletzt vor drei Jahren, damals in der Bregenzer Galerie, zeigte Wolfgang Seierl die Serie "EinHalt", wo sich der Künstler ausgehend von Schwarz-Weiß-Fotografien zunächst Werke auf Papier erarbeitet und diese dann in die Ölmalerei übertragen hat.

Grafisch-malerisch

Den Ausgangspunkt für die jetzige Präsentation bildet ein Block von 15 kleinformatigen Arbeiten, die den Aspekt des Fließenden im Werk, für das der Rahmen nur eine scheinbare Begrenzung darstellt, einführen. Ausgehend von diesen sehr verschieden angelegten kleinen Querformaten, gelangt der Künstler zu einer Reihe von größeren Werken, bis hin zu einer zweiteiligen, die Räumlichkeiten der Galerie fast sprengenden Tafel.

Ist allen Bildern Seierls ein Gegen- und Miteinander von grafischen und malerischen Elementen eigen, so werden einige der Arbeiten durch das Anbringen eines streifenartigen Gaze-Gewebes über dem fertigen Bild teilweise verschleiert. "Schleierfarben" (wohlgemerkt nicht "Schleierbilder") nennt der Künstler denn auch diese Werkserie, in der die leicht gesetzten Konturen und die meist zarten, abgemischten Farben unter dem Gewebe nicht ganz verborgen, wohl aber noch zusätzlich gemildert werden, während die immer wieder eingebrachten Linienverläufe und Streifen aus dem Format hinausführen.

In der Zusammenschau der Schleier und der an sich schon gedämpften Farbpalette und den eher fließenden Formen wirkt die Setzung zwar ästhetisch, aber wenig zwingend, sondern eher ein bisschen spielerisch.

Halb Bild, halb Schleier

Da sämtliche Arbeiten ohne Titel sind und von Gegenständlichkeit nicht mehr als eine verwischte Ahnung bleibt, ist der Weg frei für alle möglichen Assoziationen von Seiten des Betrachters.

Anhaltspunkte für diese harmonisch wirkenden Kompositionen, in die der Künstler sein musisches Verständnis einbringt, gibt vielleicht ein Ausschnitt aus "Das Gespräch im Gebirge" von Paul Celan, der bei der Eröffnung der Ausstellung zitiert wurde: "Kaum tritt ein Bild ein, so bleibt's hängen im Geweb', und schon ist ein Faden zur Stelle, der sich da spinnt, sich herumspinnt ums Bild, ein Schleierfaden: spinnt sich ums Bild herum und zeugt ein Kind mit ihm, halb Bild und halb Schleier."

Gedämpfte Farbpalette und fließende Formen: Arbeiten von Wolfgang Seierl im Art House Dornbirn. (Foto: Grabher)




Kultur 

Zum Seitenbeginn