Dornbirn (VN-ag) Dass ein Bild nicht
mit dem Rahmen aufhört, sondern sich über diese Begrenzung hinaus in
den Raum fortsetzen kann, manifestiert sich in der Malerei des
Wiener Künstlers Wolfgang Seierl. In seinen neuen Arbeiten in der
Galerie Art House in Dornbirn setzen Schleier zusätzliche Akzente.
Wolfgang Seierl, geboren 1955 in Wien, gehört zu den
fest im Programm der Galerien Art House vertretenen Künstler, die in
regelmäßigen Abständen wieder mit neuen Arbeiten vorgestellt werden.
Zuletzt vor drei Jahren, damals in der Bregenzer Galerie, zeigte
Wolfgang Seierl die Serie "EinHalt", wo sich der Künstler ausgehend
von Schwarz-Weiß-Fotografien zunächst Werke auf Papier erarbeitet
und diese dann in die Ölmalerei übertragen hat.
Grafisch-malerisch
Den Ausgangspunkt für die jetzige Präsentation bildet
ein Block von 15 kleinformatigen Arbeiten, die den Aspekt des
Fließenden im Werk, für das der Rahmen nur eine scheinbare
Begrenzung darstellt, einführen. Ausgehend von diesen sehr
verschieden angelegten kleinen Querformaten, gelangt der Künstler zu
einer Reihe von größeren Werken, bis hin zu einer zweiteiligen, die
Räumlichkeiten der Galerie fast sprengenden Tafel.
Ist allen Bildern Seierls ein Gegen- und Miteinander von
grafischen und malerischen Elementen eigen, so werden einige der
Arbeiten durch das Anbringen eines streifenartigen Gaze-Gewebes über
dem fertigen Bild teilweise verschleiert. "Schleierfarben"
(wohlgemerkt nicht "Schleierbilder") nennt der Künstler denn auch
diese Werkserie, in der die leicht gesetzten Konturen und die meist
zarten, abgemischten Farben unter dem Gewebe nicht ganz verborgen,
wohl aber noch zusätzlich gemildert werden, während die immer wieder
eingebrachten Linienverläufe und Streifen aus dem Format
hinausführen.
In der Zusammenschau der Schleier und der an sich schon
gedämpften Farbpalette und den eher fließenden Formen wirkt die
Setzung zwar ästhetisch, aber wenig zwingend, sondern eher ein
bisschen spielerisch.
Halb Bild, halb Schleier
Da sämtliche Arbeiten ohne Titel sind und von
Gegenständlichkeit nicht mehr als eine verwischte Ahnung bleibt, ist
der Weg frei für alle möglichen Assoziationen von Seiten des
Betrachters.
Anhaltspunkte für diese harmonisch wirkenden Kompositionen, in
die der Künstler sein musisches Verständnis einbringt, gibt
vielleicht ein Ausschnitt aus "Das Gespräch im Gebirge" von Paul
Celan, der bei der Eröffnung der Ausstellung zitiert wurde: "Kaum
tritt ein Bild ein, so bleibt's hängen im Geweb', und schon ist ein
Faden zur Stelle, der sich da spinnt, sich herumspinnt ums Bild, ein
Schleierfaden: spinnt sich ums Bild herum und zeugt ein Kind mit
ihm, halb Bild und halb Schleier."
Gedämpfte Farbpalette und fließende Formen: Arbeiten von
Wolfgang Seierl im Art House Dornbirn. (Foto: Grabher)